Ratajczak oder Münchow: Wer entscheidet den Zielsprint?
Die beiden Direktkandidaten Marc Ratajczak (CDU) und Volker Münchow (SPD) liefern sich ein spannendes Rennen um den Einzug in den Düsseldorfer Landtag.
Kreis Mettmann. Marc Ratajczak strahlt übers ganze Gesicht. Das Schulterklopfen von allen Seiten nimmt er gerne an. Er hat soeben das Ergebnis eines insgesamt unerfreulichen Wahlabends für die CDU im Kreis Mettmann erträglicher gemacht: Alle vier Wahlkreise im Kreis gehen direkt an die Union.
Ratajczaks Herausforderer von der SPD, Volker Münchow, bekommt diese Feier nicht mehr mit. Er hat das Kreishaus längst verlassen. „Der schwarze Teil Mettmanns hat mir das Genick gebrochen.“ Ob sich diese Szenen wiederholen werden? Sie stammen vom Landtagswahlabend des 9. Mai 2010. Was wird am 13. Mai 2012 geschehen? Die Protagonisten im umstrittenen Wahlkreis Mettmann IV (Velbert, Wülfrath und Teile von Metmann) sind dieselben.
592 Stimmen waren es vor zwei Jahren, die Münchow hinter Ratajczak lag. 592 Stimmen, die dazu führten, dass der Christdemokrat — für viele überraschend — erneut einen traditionell sozialdemokratisch geprägten Wahlkreis erobern konnte. Nach fünf Jahren Schwarz-Gelb herrschte ein Klima des Wechsels im Land. Diesem trotzte Ratajczak. Die Situation hat sich allerdings verändern. Alle Umfragen sehen die SPD insgesamt gestärkt und deutlich vor der CDU.
Und das lässt auch Münchow zuversichtlich auf den Wahlabend schauen. „Zwar zählen nicht die Umfragen, sondern nur die Wahl, aber. . .“, sagt er vielsagend. Er verweist auf das Umfrageportal election.de, das die Stimmung wahlkreisbezogen abbildet. Und demnach dürfte er sich freuen. Die Prognose dort für seinen Wahlkreis: „SPD-Sieg wahrscheinlich.“ Diese Aussage gab es vor 18 Tagen auch schon einmal, wurde im Verlauf aber auf das zögerliche „SPD-Vorsprung“ reduziert.
Daraus schöpft Ratajczak Motivation: „Die geringe Aussagekraft solcher Umfragen haben wir zuletzt im Saarland gesehen, wo CDU und SPD angeblich gleichauf lagen. Tatsächlich hatte die CDU am Ende fast fünf Prozent Vorsprung.“
Und so kämpfen die beiden weiter um jede Stimme. Es ist nicht nur der Wettstreit zweier Parteien und derer Kandidaten, es ist auch die Auseinandersetzung unterschiedlicher politischer Ansätze. Münchow ist Politiker durch und durch: Ratsherr, Mitglied im Kreistag und im Regionalrat, Geschäftsführer der SPD-Ratsfraktion Velbert, Vorstand von Awo Velbert und Kreis-Awo, der der SPD traditionell näher stehen.
Auch Ratajczak ist für die CDU im Rat — in Mettmann. Er kann aber auch große Nähe zur hiesigen Vereinswelt belegen. Mehr als 200 Vereine hat er besucht. „Der Marc“ ist da bekannt, hat sich dort auch als Vertreter der Opposition in den vergangen zwei Jahren immer wieder gezeigt.
Auf jeden Fall hat Ratajczak in diesem „SPD-Stamm-Wahkreis“ Spuren hinterlassen. Auch Münchow muss anerkennen, dass es nur Ratajczak bisher gelungen war, in diese Region einzudringen, die zuvor von Sozialdemokaten wie Hans-Otto Bäumer oder Walter Grevener geprägt war.
„Diese Tradition will ich wieder herstellen“, sagt Münchow. Als „Problem“ macht er die eher christdemokratisch eingestuften Mettmanner Bereiche aus, die dem Wahlkreis Velbert/Wülfrath seit zwei Wahlgängen zugeordnet wurden. Und so lässt er Mettmann außen vor und konzentriert sich auf Velbert und Wülfrath. „Da muss ich die Stimmen holen.“
„Ein Abbild des Landes NRW“, ist für Ratajczak der Wahlkreis 39 — „zwischen städtischem Ballungsraum mit industriell geprägten Arbeitsplätzen wie in Velbert-Mitte bis zu dörflichen Strukturen wie in Flandersbach oder Obschwarzbach“. Das sorge für die ganze Bandbreite an Wählermeinungen. Für die Menschen dahinter habe er sich immer „unabhängig von Parteipräferenzen eingesetzt“.
Neben der Arbeit vor Ort müsse politisches Gewicht in Düsseldorf entfaltet werden, sagt Münchow, der genau das vermisst. Er wolle daher seine Funktionen in Kreis- und Landes-SPD einsetzen, um Lobbyarbeit für Velbert und Wülfrath im Landtag zu betreiben.