Alte Sportplätze als Baugrundstücke
Verwaltungsvorstand bekräftigt sein Konzept: Auf nicht mehr gebrauchten Anlagen soll Wohnraum entstehen.
Wohnraum, zentral und gut erreichbar gelegen, ist knapp — besonders in Ratingen. Deshalb spielt dieses Thema in den Überlegungen der Stadtspitze eine besondere Rolle. Bürgermeister Klaus Konrad Pesch hat mit Blick auf seine Agenda 2020 für Ratingen bereits mehrere potenzielle Standorte aufgezählt: Kirchgasse/Turmstraße, Lintorfer Straße (ehemalige Feuerwache), Hans-Böckler-Straße, Felderhof II und Friedrich-Mohn-Straße.
In den Blickpunkt rückte eine Teilfläche des Sportplatzes Karl-Mücher-Weg (Talstraße). Dort könnte sich der Bürgermeister preisgünstiges Wohnen nach dem Maßstab des Wohngeldgesetzes vorstellen. Das Aus der Elsa-Brandström-Hauptschule hat große Auswirkungen auf diesen Bereich. „Und dann ist nur noch eine Grundschule da“, betonte Pesch, „der Sportplatz wird künftig also kaum noch genutzt.“ Angesichts der demografischen Entwicklung will das Stadtoberhaupt den Ausbau seniorengerechter Wohnungen forcieren.
Nun legte die Stadt bei einer Veranstaltung der FDP im Ratinger Brauhaus nach: Es war eher ein kleiner Nebensatz, der aufhorchen ließ. Und dieser Satz kam von Baudezernent Jochen Kral: „Eine Möglichkeit, dem Mangel an Grundstücken für individuelle Architektenbauten zu begegnen, wäre vielleicht die Nutzung alter Sportplätze, die nicht mehr gebraucht werden.“
Und davon hat die Dumeklemmerstadt bekanntlich einige. Und die liegen wie zum Beispiel der alte Ascheplatz an der Friedrich-Mohn-Straße, der allerdings nicht der Stadt gehört, in einer sehr guten Lage. „Solche Grundstücke fehlen einfach in der Stadt. Ein schönes Einfamilienreihenhaus zu bauen, das ist von den Flächen her kein Problem“, so Kral.
Von ganz anderen Problemen berichtete Volkmar Schnutenhaus, Geschäftsführer der Wogera (Wohungsgenossenschaft Ratingen) den Gästen: Wie unsere Zeitung bereits berichtet hatte, hat die Wogera gerade einen Prozess gewonnen, um auf einem Grundstück an der Philippstraße drei neue Wohnhäuser zu errichten: „Drei Jahre hat das ganze Verfahren gedauert, die Planungen sind sogar noch wesentlich älter. Unsere Berechnungen für die Baukosten und damit auch für die späteren Mieten können wir nun überhaupt nicht mehr berücksichtigen“, klagte Schnutenhaus. Es sei ohnehin schon nahezu unmöglich, an gute Baugrundstücke in der Stadt für Mehrfamilienhäuser heranzukommen:
32 Wohnungen werden an der Philippstraße entstehen, die fast komplett barrierefrei werden. Wenn alles gut geht, erfolgt im Sommer die Baugenehmigung, im Oktober sollen die Arbeiten beginnen — zum Beispiel inklusive einer Tiefgarage. Die gehören nach den neuesten Vorgaben fast ebenso verbindlich zu neuen Mehrfamilienhäusern wie Fahrstühle — und beides sorgt für mehr Baukosten, die letztlich die neuen Mieter tragen müssen.
Was in Düsseldorf als Obergrenze für noch bezahlbaren Wohnraum gilt — zehn Euro pro Quadratmeter — ist laut Schnutenhaus in Ratingen ein Ding des Unmöglichen: „Das liegt für uns eindeutig über der Schmerzgrenze dessen, was wir unseren Mitgliedern zumuten wollen und können.“ 9,5 Millionen Euro nimmt die genossenschaftlich organisertee Wogera jährlich durch ihre Wohnungen ein, sechs Millionen davon wurden im vergangenen Jahr investiert, so Schnutenhaus: „Wir versuchen, unsere Altbestände so weit wie möglich barrierearm zu gestalten, damit auch Senioren so lange wie möglich dort wohnen können.“