Ratingen SPD beklagt Sozialwohnungs-Verlust

Ratingen. · Die Zahl der Sozialwohnungen gehe immer weiter zurück, Ratingen habe ein massives Problem.

Blick auf die Hochhäuser von Ratingen-West.

Foto: Blazy, Achim (abz)

(RP/kle) Es ist eines der Kernthemen in diesem Kommunalwahlkampf. Die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Ratingen ist aus Sicht der SPD nach wie vor besorgniserregend und spitzt sich immer weiter zu. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise tun ihr übriges. Dass die Zahl der Sozialwohnungen immer weiter zurückgeht, sei bekannt.

Waren es am 31. Dezember 2018 noch 2371 Sozialwohnungen, so werden es zum 31. Dezember 2030 nur noch 1520 sein, ein Rückgang um 35,9 Prozent, wie es der zuständige Kreis Mettmann in seinem jüngsten Bericht zum Sozialen Wohnraumförderung geschrieben hat (Vorlage 20/036/2019). Angesichts nicht vorhandener Neubautätigkeit in Ratingen eine sehr beunruhigende Tatsache, findet SPD-Bürgermeisterkandidat Christian Wiglow.

„Nach den Auswertungen des Kreises Mettmann wurde sogar seit 2010 keine neue öffentlich geförderte Wohnung mehr in Ratingen errichtet.“ Dabei brauche Ratingen viel mehr bezahlbaren Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten, weit in die sogenannte Mitte der Gesellschaft hinein. „Bezahlbarer Wohnraum ist längst kein Nischenthema mehr für benachteiligte Zielgruppen: Fachkräftehaushalte mit Kindern gehören zu den Zielgruppen des Wohnberechtigungsscheines ebenso wie Pflegepersonal, Polizisten/innen, Feuerwehrleute, sofern sie Familie haben“, führt dazu Christian Wiglow aus. „Die während der Corona-Krise so viel gelobten (und dennoch weiter schlecht bezahlten) Berufe in Einzelhandel und Logistik ­sowieso.“Neben dem Neubau sind aus Sicht der SPD die bessere Nutzung und der Schutz des vorhandenen Wohnraums zwei wichtige Hebel. So muss aus Sicht der SPD das Thema Wohnungstausch dringend angegangen werden. Nach einer 2019 veröffentlichten Studie des Pestel-Instituts in Hannover verfügen im Schnitt Rentnerinnen und Rentner über 59 Quadratmeter Wohnfläche.

Auch Fachkräfte-Familien gehören zu den Zielgruppen

Viele alleinstehende Seniorinnen und Senioren leben in Wohnungen von mehr als 70 Quadratmetern, weil sie nach dem Auszug der Kinder und/ oder Tod des Partners in der vertrauten Wohnung, die sie zum Teil seit Jahrzehnten bewohnen, bleiben wollen. Dabei handelt es sich in der Regel um ältere, familiengerechte Wohnungen, die zudem aufgrund entsprechend alter Mietverträge noch bezahlbar sind. Diese älteren Wohnungen haben allerdings den gravierenden Nachteil, dass sie oft nicht seniorengerecht, geschweige denn barrierefrei sind. Selbstverständlich kommen viele ältere Menschen auch langfristig in ihren alten Wohnungen klar.

Die Mehrheit will sich allerdings räumlich verkleinern, wie es Studien ergeben haben. Dem Umzugswunsch stehen oft die Kosten und der Aufwand eines Umzuges entgegen, ebenso wie die Problematik, im Quartier eine passende Ersatzwohnung zu finden. Vor vielen Jahren hat Ratingen einmal in West mit der LEG Wohnungstausch als ein Instrument erprobt, aus Sicht der SPD war das durchaus erfolgreich.

Ein anderes Instrument, das nach Ansicht von Wiglow zu wenig genutzt wird, ist der Schutz bestehenden Wohnraums. Eine Stadt kann durch Satzung Gebiete mit erhöhtem Wohnungsbedarf festlegen, in denen Wohnraum nur mit Genehmigung zweckentfremdet werden darf.

Dieses würde in Ratingen auf das gesamte Stadtgebiet ­zutreffen.