Archäologe findet alte Stadtmauer

Bei Grabungsarbeiten auf der Wallstraße gab es einen Volltreffer: Ein Bau aus dem 15. Jahrhundert wurde sichtbar.

Ratingen. Frank Boberg, seit wenigen Wochen Abteilungsleiter für Stadtplanung, darf gleich zu Beginn seines neuen Jobs tief in die Ratinger Stadtgeschichte eintauchen. Die führt ihn schnurstracks auf die Wallstraße: Dort hat man ja schon seit längerem Reste der alten Stadtmauer vermutet.

Foto: Achim Blazy

Doch jetzt stellt sich die Lage ganz konkret dar. Nach etlichen Vorbesprechungen und Genehmigungsverfahren hat der beauftragte Archäologe Stephan Weber Ausgrabungsarbeiten vorgenommen und gleich einen Volltreffer gelandet: Er entdeckte tatsächlich ein Stück Mauer, den dazu gehörigen Graben und Reste eines Teil-Turms, der im Jahr 1465 urkundlich erwähnt wurde. „Die Streich“ — so lautet der Name des Turms. Weber betonte: „Wir befinden uns bei dieser Datierung am Übergang zur Neuzeit. Ich gehe davon aus, dass die Mauer später errichtet wurde. Wann dies passiert ist, ist unklar.“

Weber fand zudem Keramik-reste aus dem 15. Jahrhundert, die Steine der Mauer sind aus Grauwacke. Weber will nun den Mörtel wissenschaftlich untersuchen lassen, um möglicherweise auch zeitlich eine Eingrenzung vornehmen zu können. Fakt ist: Viele Ratinger Bürger, darunter der frühere Stadtdirektor Dr. Alfred Dahlmann, ließen sich gestern die Präsentation dieses Fundes nicht entgehen. Denn die bereits seit langem sichtbaren Stadtmauer-Reste und die erhaltenen Türme sind echte Wahrzeichen.

Boberg kündigte weitere Ausgrabungsarbeiten an, weil man in Höhe des Beamtengässchens ein altes Tor vermutet. Bereits in der kommenden Wochen soll es an dieser Stelle mit der Maßnahme losgehen. Die Stadt drückt aufs Tempo, weil der historische Fund nicht isoliert betrachtet werden kann.

Hintergrund: Die Neugestaltung der Wallstraße ist Teil eines städtebaulichen Qualifizierungsverfahrens für die südliche Innenstadt, das ab Ende August mit drei Planungsteams beginnt. Zentrale Frage: Wie will man den historischen Fund in die Planungen integrieren? Zahlreiche Bürger sprachen sich gestern dafür aus, die alte Stadtmauer auf jeden Fall gut sichtbar zu präsentieren. Boberg konnte sich vorstellen, dass die Steine angestrahlt werden. „Es gibt viele Ideen und Vorstellungen“, betonte er, „wir müssen aber auch abwarten, was wir an der Wallstraße noch alles finden.“

Der Archäologe, der sich mit den Ausgrabungsarbeiten beschäftigt, betonte, dass der Fund für die Stadt Ratingen schon eine enorme Bedeutung habe, „ich bin ja bei meiner beruflichen Arbeit eher in der vorchristlichen Zeit zuhause“, so Weber.

Vertreter der Fraktionen im Rat verfolgten die Diskussion am Straßenrand mit großem Interesse. Durch diesen wertvollen Fund bekommt die Wallstraße eine weitere Aufwertung. Jetzt geht es für die politischen Gremien darum, die richtige Balance zwischen historischer Wertigkeit und planerischer Neugestaltung zu finden. „Eine spannende und anspruchsvolle Aufgabe“, meinte Siegfried Aring, der lange Jahre im Rathaus gearbeitet hat.