Autos behindern Feuerwehr
Wenn geparkte Fahrzeuge die Straße blockieren, besteht bei Rettungseinsätzen Lebensgefahr.
Ratingen. Das hätte richtig ins Auge gehen können: Als am vergangenen Mittwochmorgen bei der Leitstelle der Feuerwehr der Alarm „Wohnungsbrand im zweiten Obergeschoss, Reinaldstraße“ einging, rückten Berufsfeuerwehr und Löschzug Mitte sofort aus. Doch die Wehrleute kamen mit ihren Fahrzeugen und der großen Drehleiter nicht so schnell zum Brandort, wie sie gerne wollten. Denn die Reinaldstraße und vor allem der Wendehammer waren völlig zugeparkt.
Zudem wurde ausgerechnet die sperrige Drehleiter benötigt, weil dichter Rauch aus den Fenstern der Wohnung im zweiten Stock drang. Weil für die kein Platz war, mussten die Retter zunächst übers Treppenhaus unter Atemschutz in die Brandwohnung laufen, um den schwer verletzten Mieter ins Freie zu bringen. „Bei so einem Einsatz kommt es oft auf jede Sekunde an“, sagt Joachim Herbrand, Abteilungsleiter Vorbeugender Brandschutz bei der Ratinger Feuerwehr.
Zugeparkte Straßen und Zufahrten kosten viel Zeit: Die Fahrzeuge müssen in Schrittgeschwindigkeit zwischen den geparkten Fahrzeugen durchgelotst werden, und beim Rangieren auf engstem Raum geht im Ernstfall weitere wertvolle Zeit verloren. Wenn es dabei zu Kratzern oder Beulen im Blech kommt, stehen die Halter auf verlorenem Posten. „Rechtlich sind wir absolut auf der sicheren Seite“, sagt Herbrand, „Menschleben haben Vorrang — vor allem anderen.“ Wenn die Wehrleute Fahrzeuge versetzen oder im Extremfall aus dem Weg schieben, sind sie für Schäden nicht verantwortlich. Bei kleineren Wagen reichen oft „vier kräftige Männer an jeder Ecke“, um einen halben Meter Platz zu schaffen. Bei einem schweren Geländewagen hilft Muskelkraft aber nicht weiter. Herbrand: „Dann müssen wir hoffen, dass wir eben noch durchkommen.“ Auf einen Abschleppwagen zu warten, kann lebensgefährlich sein: „Zwei, drei Atemzüge im Brandrauch können schon tödlich sein. Jede Sekunde zu viel senkt die Überlebenschance“, sagt Herbrand.
Drei Meter Mindestbreite — so viel Platz ist auf der Straße vorgeschrieben. „Daran sollte jeder denken, wenn er sein Auto abstellt“, appelliert Herbrand an die Vernunft. Besonders ärgert ihn, dass vor einiger Zeit genau die Reinaldstraße testweise mit Einsatzfahrzeugen befahren wurde. Und damals war es schon eng.
Das Ordnungsamt, das die Aktion begleitet hatte, verteilte damals Knöllchen. Dass die Autos im Laufe der Jahre immer mehr in die Breite gegangen sind, erschwert die Sache ungemein. „Die Situation an der Reinaldstraße ist durch die enge Bebauung schwierig. Dort herrscht erheblicher Parkdruck“, sagt Jovan Mitic vom städtischen Ordnungsamt. „Besonders fleißig“ seien die Politessen in diesem Gebiet. Doch mehr als Knöllchen verteilen ist nicht drin. „Was will man sonst machen?“, sagt Mitic resigniert. Es sei die einzige Möglichkeit für das Ordnungsamt. Stattdessen hofft er auf die Vernunft der Autofahrer: „Jeder muss wissen, wie er sich zu verhalten hat.“