Mundart-Pflege: Power-Frauen feiern Jubiläum
Vor 30 Jahren gründete sich der Verein „We-iter“. Im Mittelpunkt stehen die Pflege des Ratinger Platts und Anekdoten.
Ratingen. Gleich dreifachen Grund zur ausgelassenen Freude hatten die Power-Frauen des Vereins „We-iter“. Im Sommer 1982 gegründet, feiern die engagierten Damen in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag. Außerdem hat Lore Schmidt, quasi Gründungsmitglied, nun den dritten Band ihrer Gedichte und Erzählungen vorgelegt, und die Johanna-Flinck-Ehrennadel sollte verliehen werden.
Für den großen Festakt lud der Verein deshalb in den Angersaal der Dumeklemmer-Halle ein. „Wenn schon ein Mann, dann er“, leitete Vorsitzende Hildegard Pollheim zur Ehrung Erhard Raßloffs über.
„Du hast Dir diese Ehrung mehr als verdient“, dankte die stellvertretende Bürgermeisterin Anne Korzonnek dem Leiter des Amts für Soziales, Wohnen und Integration. Ein Mann, der „keinen Dienstschluss kennt, wenn es um die Hilfe für bedürftige Menschen geht“, wie Laudator Pfarrer Günter Arnold sagte. Erhard Raßloff, 1949 in Magdeburg geboren, ist nun Träger der Johanna-Flinck-Nadel und befindet sich damit in guter Gesellschaft mit Trägerinnen wie Edith Bohnen oder Hedwig Stinshoff.
„Ein Schmuckstück für die Schmuckstücke unserer Gesellschaft“, sagte Pollheim, die keine langen Worte machen wollte, sondern nachfragte, wer eigentlich diese „erste Fürsorgerin der Stadt“ gewesen sei.
Mit 70 Jahren verabschiedete sich besagte Johanna Flinck, über die nur sehr wenig bekannt ist, in den Ruhestand und war bis zu ihrem Tod am 2. Dezember 1956 ein Vorbild in Sachen soziales Engagement und Gesundheitserziehung. Eben auch eine dieser Power-Frauen und damit quasi vorbildlich für die „We-iter“.
Als die sich gründeten, war der Mundartkreis „Ratinger Jonges“ schon etabliert. 30 Frauen rund um die Jahrgänge 1921 waren es, die sich anlässlich eines Klassentreffens am 3. Juli 1982 zu den „We-iter“ formierten.
„Der Name leitet sich vom Ratinger Platt-Ausdruck für ‚Mädchen’ ab“, erklärte Vizevorsitzende Brigitte Leitz. „Wir feiern auch heute noch gerne und nehmen dazu jeden Anlass wahr“ — vor allem möchten die „Mädchen“ aber die Muttersprache pflegen und erhalten, ebenso wie sie heimatliche Exkursionen unternehmen und das Brauchtum so gegenwärtig halten, dass es junge Generationen kennenlernen. Dazu gehört auch, Anekdoten und Erzählenswertes in Buchform nachlesbar festzuhalten.
Gedichte und Gedanken rund um Ratingen hat wieder einmal Lore Schmidt zusammengetragen. 1987 erschien ihr erstes Buch, 1997 folgte der zweite Band, und nun legt sie mit „Unsere alte Stadt“ Teil drei vor.
Mit einem Glas Rosé wurde auf die vergangenen 30 Jahre, vor allem aber eine glückliche Zukunft angestoßen. „Wir schenken heute keine Blumensträuße an ausgewählte Persönlichkeiten. Uns sind alle gleich lieb“, so Hildegard Pollheim.