Blauer See: Die Techno-Party ist aus
Rote Zahlen und verschärfte Auflagen führen dazu, dass die bisherigen Veranstalter nicht mehr am Blauen See feiern wollen.
Ratingen. In den einschlägigen Internetforen und Netzwerken hat es schon die Runde gemacht: In diesem Jahr wird es keine Techno-Party am Blauen See geben (WZ berichtete). Im August 1998 hatte Sven Väth erstmals zur Riesensause am Blauen See eingeladen. Was damals noch ein Geheimtipp war, wuchs schnell zu einem der Top-Ereignisse der Szene.
Jahr für Jahr pilgerten Tausende Techno-Fans aus der ganzen Republik und dem benachbarten Ausland nach Ratingen, um auf dem Gelände an der Naturbühne abzufeiern. Nicht nur die einzigartige Atmosphäre der Umgebung, die Unberechenbarkeit des Wetters (vor ein paar Jahren geriet die Party im Dauerregen zur Schlammschlacht à la Woodstock) und die jährlich wechselnden Mottos, sondern auch die auftretenden Discjockeys — allesamt von Rang und Namen — machten die Großveranstaltung in Ratingen so attraktiv.
Gerade das Wetter hat jetzt der Mega-Party das Genick gebrochen. „Wir hatten in den vergangenen acht Jahren mehr oder weniger durchgehend schlechtes Wetter“, erklärt Patrick Peiki, Mitorganisator und Betreiber der Pollerwiesen (Open-Air-Event in Köln). Bis zuletzt habe man durchgehalten, aber es habe keinen Sinn mehr gehabt: Selten sei die Techno-Party kostendeckend gewesen, meistens wurden rote Zahlen geschrieben. „Im vergangenen Jahr hatten wir ein Minus von 25 000 Euro. Das steckt man nicht so einfach weg.“
Zu den finanziellen Verlusten kämen jetzt die wesentlich verschärften Auflagen etwa beim Brandschutz hinzu, die das Landesbauministerium nach der Loveparade-Katastrophe verfügt hat. Peiki: „Das bedeutet krasse Mehrkosten, die wir nicht tragen können.“ Die Organisatoren wollen sich auf ihre anderen Projekte konzentrieren: den Szeneclub Tribehouse, die Gastronomie auf dem Monberg in Monheim, die Pollerwiesen-Konzerte. Der Blaue See sei das schwächste Glied in der ganzen Veranstaltungskette gewesen, also habe man sich davon trennen müssen. „Der wird uns schon fehlen“, gestand Peiki. „Das ist wie mit einer Freundin, die man liebt, mit der man aber Schluss machen muss, weil es auf Dauer nicht gutgeht.“
Gegen das unberechenbare Wetter hätte auch der unbeirrbare Feierwille des Publikums nichts ausrichten können. Bei Sonnenschein („2001 und 2002 hatten wir Bombenwetter“) waren 8000 bis 10 000 Techno-Fans zur Naturbühne gepilgert, bei Regen kam nur die Hälfte. „4000 waren es im vergangenen Jahr, erst ab 5000 wäre es kostendeckend gewesen“, sagt Peiki. „Wir haben alles versucht, jeden Sommermonat ausprobiert, sogar Sonnentänze aufgeführt.“
Dass Sven Väth, der international bekannte Techno-Guru, im vergangenen Jahr erstmals der Naturbühne fernblieb, hätte keine Folgen gehabt, versicherte Peiki. Das Konzept wurde komplett umgekrempelt und mit aktuellen Szenestars neu besetzt. Das Motto 2010 lautete übrigens: „The Future begins. . .“