Die Holzwand inmitten der Stadt ärgert viele Ratinger

Der Zaun steht an der Baustelle Minoritenstraße — und bleibt dort noch drei Jahre stehen.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Die Szene auf der Minoritenstraße ist bezeichnend. Minutenlang redet ein älterer Herr auf einen Bauarbeiter ein, der nur seine Pflicht tut. Holzlatte für Holzlatte wird quasi im Akkord an den Zaun genagelt, bald ist eine lange Wand entstanden, die Fußgänger mächtig in Rage bringt. Der neue Bauzaun, der das große Baustellen-Areal abgrenzt, sorgt für Wirbel — vor allem bei Passanten. Die finden „das Ding einfach nur hässlich“, andere sprechen von einer „Unverschämtheit mitten im Herzen der Stadt“.

Doch die Absperrung muss sein. Dies sagt Lutz Kalkstein, der Projektleiter, der für den Neubau des Rathauses zuständig ist. Wichtigster Grund: Die Baustelle muss nach festen Kriterien abgesichert sein, der bisherige Gitterzaun reicht nicht aus.

Kalkstein hat auch die nahende Karnevalszeit im Blick, in der Betrunkene vielleicht auf die dumme Idee kommen könnten, das Areal zu betreten. Er kann den Ärger der Bürger in gewisser Weise nachvollziehen, die neue Holzwand ist sicherlich keine Augenweide. Doch es gebe Überlegungen, die Absperrungen kreativ zu gestalten. Kulturamt und die Ratingen Marketing GmbH haben dazu Ideen entwickelt. „Es gibt schon ganz viele Vorschläge“, sagt Andrea Töpfer, die Leiterin des Kulturamtes. „Wir sind seit längerem mit diesem Thema beschäftigt. Wir werden diese Wand auf jeden Fall aktiv nutzen“, unterstreicht sie.

So will man unter anderem Platz für einen Graffiti-Workshop einräumen, aber auch städtische Plakate anbringen. Die Volkshochschule wird mit eigenen Ideen ebenfalls mit Boot sein. Töpfer will versuchen, den Zaun so schnell wie möglich zu verschönern, dennoch könnte dies noch einige Wochen dauern. Spätestens im Frühjahr soll das Projekt aber konkret umgesetzt werden.

An den Anblick des Zaunes wird man sich gewöhnen müssen, denn die Wand bleibt knapp drei Jahre stehen — also bis 2017. Dann soll das neue Rathaus fertiggestellt sein — und zwar im Mai. Im Januar 2015 werden die Arbeiten auf der Baustelle fortgesetzt.

Bei gutem Projektverlauf könnte man im September mit den Bautätigkeiten beginnen — dies unter der Leitung eines Generalunternehmers (GU), der allerdings erst noch gefunden werden muss. Die Ausschreibungsarbeiten laufen. Rat und Verwaltung haben sich für diesen GU-Weg entschieden. Man wolle Risiken minimieren, sowohl beim zeitlichen Ablauf als auch bei den Kosten. Wenn man jedes Gewerk einzeln ausschreiben würde, so würde sich „alles ewig hinziehen“, argumentiert die Stadt. Bei einem Generalunternehmer bekomme man alles aus einer Hand. Er habe die Kostensicherheit und den zeitlichen Ablauf zu gewährleisten.

Zeitlich liegt man allerdings im Hintertreffen. Die Fertigstellung des neuen Rathauses war für Ende 2016 geplant.