Die SPD will die alte Zeder retten
Der Baum ist zu einer Art Wahrzeichen des Poensgen-Parks geworden: Doch nun soll er wegen massiver Schäden entfernt werden.
Ratingen. Die SPD-Fraktion lässt nicht locker und kämpft weiter um den Erhalt der alten Atlas-Zeder im Poensgen-Park. Wegen besonderer Dringlichkeit soll das Thema nun sogar auf die Tagesordnung der Ratssitzung am Dienstag, 11. Juli, gesetzt werden. CDU und Bürger Union hatten den Erhalt im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt abgelehnt, „wir sehen es deshalb als dringend gegeben an, diese Angelegenheit im gesamten Rat zu beraten“, betonte SPD-Fraktionschef Christian Wiglow. Der Bezirksausschuss Mitte habe den Antrag der SPD auf Erhalt des Baumes noch angenommen.
Laut vorgelegtem Gutachten sei die Zeder nicht akut gefährdet und könnte bei regelmäßiger Begutachtung noch über Jahre an ihrem Standort bleiben. Der prägende Charakter dieses Baumes stehe außer Zweifel, betonte Wiglow. Nun will die SPD die Entscheidung über die Zeder zurückstellen, zudem soll ein ergänzendes Gutachten über den Baum und die geänderte Windlast nach Ersatz für die Kastanienallee vorgelegt werden.
Rückblick: Zwei Orkane, Pilze, Bakterien, Kastanienminiermotten und nicht zuletzt der Klimawandel — die 110 Jahre alte Kastanienallee im Ratinger Poensgenpark ist nicht mehr zu retten. Das sagte Manfred Fiene, lange Jahre Chef des Amtes für Kommunale Dienste. Denn auch die riesige Atlas-Zeder soll weg: Orkan „Ela“ hatte eine Kastanie der Allee gefällt, der Baum war in die Zeder gekracht, die seitdem schief steht. Ein Pilzbefall am Boden habe bereits zu einer „Sollbruchstelle“ geführt, sagte Fiene. Und: „Eine schmerzliche Entscheidung. Das ist unwahrscheinlich schade.“
Die vergangenen Orkane haben dem Poensgenpark stark zugesetzt. Zuletzt, nach „Ela“, musste er wochenlang gesperrt werden. Einige Kastanien mussten bereits beseitigt werden, den übrigen Bäumen hat’s einfach die Kronen weggeblasen. Das prächtige Blätterdach, das selbst im Hochsommer für angenehme Temperaturen sorgte, ist seitdem Vergangenheit. Teilweise ragen nur noch Stummel in den Himmel. „Das lässt sich nicht mehr formen, selbst in vielen Jahren nicht“, so Fiene. Die vielen Bruchstellen hätten den Befall mit Schädlingen und holzzersetzenden Pilzarten beschleunigt.
Der Klimawandel, so Uwe Puzalowksi, Abteilungsleiter Stadtgrün, mache sich durch starke Wärmestrahlung und extreme Trockenheit bemerkbar — und schade besonders der Kastanie, die vor etwa 200 Jahren aus Persien eingeführt worden sei und eigentlich aus Weichholzauen im mediterranen Bereich stamme.
Alles in allem: Der alte Charakter dieser Allee ließe sich auch mit viel Aufwand nicht mehr herstellen, und auch die Standsicherheit sei gefährdet, sind sich die Experten sicher. Das geht auch aus einem Gutachten hervor. Eine Teil- oder Gesamterneuerung mit Kastanien habe keine Perspektive.
Als Ersatz schlägt ein Gutachter Tulpenbäume vor. Die stammen aus Nordamerika und halten einfach mehr aus: Liriodendron tulipifera gilt laut Gutachten als „stresstoleranter, stadtklimaverträglicher und wesentlich robuster gegenüber den klimatischen Veränderungen als die Kastanie“. Der Tulpenbaum komme dem Erscheinungsbild einer Allee am nächsten, bemerkte Fiene. Außerdem habe er eine schöne, grün-weiße Blüte. Auf der anderen Seite der Allee kann man bereits einen Tulpenbaum bewundern.