Die Stadt ist ihr schnell ans Herz gewachsen

Daniela Jänsch ist Pfadfindern. Das hilft, um anderen die Details ihrer Stadt zu zeigen.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Man stelle sich einmal eine französische Übersetzung des Begriffs „Heimat- und Verkehrsverein“ vor (was im Deutschen schon arm an Anmut ist) oder nur das englische Wort für Heimat oder das italienische — immer ist es hergeholt aus Umschreibungen für „Land der Herkunft, Ursprungsland, Vaterland“. Was stellt man sich tatsächlich unter einem Heimatforscher vor? Erinnert man sich noch an Heimatfilme mit Sonja Ziemann und Rudolf Prack?

Und doch ist die Heimat mit all ihren Gefühligkeiten nicht kleinzukriegen. Auch nicht für die 35 Jahre alte Daniela Jänsch, Neubürgerin in Ratingen, kooptiertes Vorstandmitglied im Ratinger Heimatverein, Ausbilderin bei den St. Georgs-Pfadfindern und nun auf dem besten Weg, in Ratingen Stadtführungen zu machen.

Sie kommt aus Wülfrath, der ausgewiesenen regionalen Heimat veritabler Uhus. Die sind bislang im Bochumer Bruch geblieben — Daniela Jänsch aber hat es nach Ratingen gezogen. Obgleich sie schon einmal einen beruflichen Ausreißer nach Österreich gemacht hat.

Ihr Abitur hat sie in Wuppertal gemacht, sie hat mal mit dem Beruf der Bauingenieurin geliebäugelt und letztlich eine Ausbildung zur Speditionskauffrau gemacht. In dem Beruf arbeitet sie auch, gern, kooperativ mit den Kollegen, zuverlässig natürlich auch.

Aber nebenbei in der privaten Zeit schlägt ihr Herz fürs Reisen, für die Geschichte und Erscheinungsformen anderer Länder, auch für die Stadt, in der sie nun gern wohnt. „Es ist hier ganz besonders — irgendwie zwischen Rheinisch, Bergisch, Ruhrpöttisch. Und die Leute sind ganz toll.“ Was man als Eingeborene natürlich auch mal ganz gern hört.

Bei Fernreisen lässt die begeisterte Touristin natürlich keine politischen Warnungen außen vor, was ihr bisher zum Beispiel nordafrikanische Gegenden versagt hat. Aber Südafrika mit Namibia, die amerikanische Ost- und auch die Westküste, europäische Länder mit ihren Weltstädten, Cypern — bei der Aufzählung leuchten ihre Augen. Dabei muss es weiß Gott nicht schick zugehen, denn der Camino Francés um Norden Spaniens in Richtung Santiago de Compostela tippelt sich nicht in Pumps. Getippelt wird auch nicht in Ratingen. Hier hat sich Daniela Jänsch ihre Kenntnis nicht nur „erwandert“, sondern sie auch in einem speziellen Kursus der Volkshochschule erworben, unter anderem von Kulturamtsleiterin Andrea Töpfer.

Sie erklärte zum Beispiel den Begriff Grüt — den man heute noch als Straßennamen kennt: „Auf dieser Straße stand Mitte des 15. Jahrhunderts das Grüthaus, das sich südlich an das alte Pfarrhaus anschloss. Dort wurde das Grüt hergestellt. So nannte man den Kräuterzusatz für das damals gebräuchliche Bier.“ Kräuterzusatz ist nett umschrieben, denn unter den anerkannten Gewächsen sollen sich auch psychogene Pilze befunden haben. Während jeder, der des Bierbrauens kundig war, sich daran machen konnte, musste Grüt bei der Stadt erworben werden — eine erfreuliche Einnahmequelle.

Inzwischen hat sie auch Freund Ulrich Bobrowski für ihre Begeisterung an der Ratinger Historie begeistert, der sie tatkräftig unterstützt. „Noch bin ich ja in der Findungsphase zur Stadtführerin. Aber ich freue mich auch so schon auf jeden Weg in die oder durch die Stadt“, sagt sie.