Die Tafel sucht größere Räume
Der Platzmangel wird großes Thema beim heute stattfindenden Tag der offenen Tür an der Gruitener Straße sein.
Ratingen. „Bis jetzt gab es bei uns keinen Knatsch“, bilanziert Ingrid Bauer den Ansturm auf die von ihr und etwa 135 weiteren Ehrenamtlern betreute Ausgabestelle der Tafel. Bis zu 350 Bedürftige pro Woche werden hier versorgt. Dabei sind die Flüchtlinge noch nicht mitgezählt.
Das Miteinander der Bezugsberechtigten — es muss ein entsprechender amtlicher Bescheid aus dem Job-Center oder Sozialamt vorgewiesen werden — ist „nach wie vor einwandfrei. Bei uns ist jeder ein Mensch und gleichberechtigt, da werden keine Unterschiede bei der Herkunft gemacht“, sagt die 1. Vorsitzende.
Aber die Aufgaben wachsen. Wer als Flüchtling zum ersten Mal kommt, wird „begrüßt und willkommen geheißen“. Dann muss geklärt werden, in welcher Sprache kommuniziert werden kann. „Häufig sind da Dolmetscher im Einsatz.“ Gemeint sind damit keine Profis, sondern Landsleute, die schon länger in Ratingen leben und sich für spontane Übersetzungshilfen zur Verfügung stellen. Und damit wie in der Vergangenheit alles ohne Streit oder Rangelei in „gewohnt ruhigen Bahnen“ vonstatten geht, sind die Ehrenamtler bei Bedarf als Streitschlichter unterwegs: „Bei uns herrscht Friede.“
Davon sollen sich am Tag der offenen Tür, der heute von 10 bis 12 Uhr an der Gruitener Straße, Ecke Turmstraße stattfindet, alle Interessierten informieren. Die Tafel, so weiß Ingrid Bauer, ist längst eine Institution. Allerdings eine, die aus allen Nähten zu platzen droht. „Das kann man wirklich sehen.“ Seit Längerem sind die Vorsitzende und ihre Mitstreiter auf der Suche nach einem passenden, vor allem größeren Domizil. Wenngleich alle am Ort hängen. Etwas Neues ist aus verschiedenen Gründen nicht leicht zu finden. „Im Moment tut sich absolut nichts“, die Stadt hat gerade andere Sorgen und Aufgaben, „dafür haben wir großes Verständnis“. Letztlich kommt auch nicht jede Räumlichkeit in Frage, ein wichtiges Kriterium ist und bleibt die „gute Erreichbarkeit“. Tafel-Bezieher fahren Bus oder Rad, Adressen an der Peripherie wären deshalb „äußerst ungünstig“. Andere Herausforderungen sind leichter zu stemmen. „Durch die zunehmende Anzahl muslimischer Flüchtlinge verändert sich unser Lebensmittelangebot“, alternativ zu Wurst aus Schwein werden Produkte aus Huhn vorgehalten, und es wird darauf geachtet, dass keine tierische Gelatine verarbeitet wurde.
Letztlich machen die Ehrenamtler um diese Ergänzung kein Tamtam: „Wir haben auch laktosefreie Produkte und achten darauf, dass Diabetiker entsprechend versorgt werden.“
Erfreulich ist die Anzahl der Helfer, die allesamt ehrenamtlich tätig sind, wie Ingrid Bauer betont. Bei der Versorgung mit Lebensmitteln gibt es auch wenig Grund zu klagen, Durch die Kooperation im Verbund der Rheinisch-Bergischen Tafeln, einem Zusammenschluss von inzwischen einem Dutzend Tafeln aus der Umgebung, können gemeinsam Großspenden angenommen und untereinander aufgeteilt werden. Am Mittwoch, 21. Oktober, steht das nächste Treffen an, um zu planen, wie man sich fit für die Zukunft machen kann.