Erlebniswelt Raststätte

Lastwagenfahrer, Familien und Geschäftsleute — in Hösel legen viele eine Pause ein.

Ratingen. Ein Auto nach dem anderen jagt über die A 3, in der Luft liegt Benzingeruch, Motoren heulen, Türen von Autos und Lastwagen schlagen, und eine Lufthansa-Maschine setzt zum Landeanflug auf den nahe gelegenen Düsseldorfer Flughafen an.

Morgens um 9.30 Uhr ist es auf dem Rastplatz Hösel alles andere als ruhig. Eine Erholungspause ist nur bedingt möglich. Aber nach mehreren Stunden Fahrt auf der Autobahn muss eine Unterbrechung sein — egal wie laut es ist. Hauptsache die Füße vertreten, lautet die Devise. Das denken sich vor allen Dingen viele Niederländer, die an der Raststätte haltmachen. Aber auch die Fahrer der Autos mit norddeutschen Kennzeichen.

Einfach mal verschnaufen will auch ein Elternpaar aus Trier. Es hat seinen Ford geparkt. Die beiden Söhne in ihren Kindersitzen haben die Blicke starr auf DVD-Player gerichtet, die vor ihnen an den Sitzen hängen. Sie schauen einen Comic. „So, das machen wir jetzt aus und gehen mal frühstücken“, sagt die Mutter zu einem der Söhne. Der verzieht das Gesicht, als erleide er Schmerzen. Gezeter und Geschrei folgen.

Der Vater macht es anders. Er warnt den anderen Sohn gar nicht erst vor, sondern schaltet das Gerät aus, schnallt das Kind ab und nimmt es auf den Arm. „Nimm ihn doch einfach“, sagt er zu seiner Frau, die mit mäßigem Erfolg damit beschäftigt ist, ihren Sohn zu beruhigen. Der Vater verdreht die Augen.

Derweil ist eine Polizeistreife angerückt. Zwei Polizistinnen sind in dem Wagen, funken mit der Zentrale und kontrollieren die Daten eines Lastwagenfahrers.

Von ihnen stehen etliche auf der Raststätte. Manche Trucker sitzen in ihren Fahrzeugen, andere gehen in die Tankstelle, um einen Kaffee zu trinken. Dort stehen drei Brummifahrer um einen Tisch herum. Im Hintergrund ist auf einem Flachbildschirm, der an der Wand über dem Kaffeeautomaten hängt, eine Blondine zu sehen. Lange Beine, Minikleid — so präsentiert sie den Wetterbericht. Doch der Männertraum lässt die Jungs eiskalt. Sie trinken stumpf ihren Kaffee weiter. „Ich glaub, ich hol’ mir mal ne Bockwurst“, sagt einer von ihnen. Die anderen nicken nur.

Zwischen Tankstelle und Restaurant haben Geschäftsmänner mit ihren weißen und hellblauen Hemden eine Parkfläche erobert. Sie trinken Kaffee. Hinter ihnen parken ihre Wagen in Luxusausführung. „Und wo geht es heute noch hin?“, fragt einer von ihnen. „Ich hab’ noch Termine in Essen. Bin heute Morgen aus Würzburg losgefahren. Aber man kennt das ja nicht anders. Sie sind ja sicherlich auch häufiger unterwegs.“ Beide nicken.

Das Restaurant ist einer der wenigen Orte an der Raststätte, an dem es ruhiger ist. Ein Mann im schwarzen T-Shirt zieht sich an einem Automaten einen Kaffee, sein Blick schweift kurz über die Brötchenauslage und die warmen, goldfarbenen Croissants. Dann geht er doch nur mit dem Kaffee in der Hand zur Kasse. „Wollen Sie nicht auch ein Brötchen oder was anderes zum Frühstück dazu?“, fragt sie Kassiererin. „Nein danke. Heute keine Kohlenhydrate. Der Blick auf die Waage heute Morgen war traurig“, sagt er. Sie lacht. „Dann lassen Sie sich den Kaffee schmecken und haben trotzdem einen schönen Tag.“