Experte befürwortet Busverkehr

Marc Gennat, Professor für Regelungstechnik an der Hochschule Niederrhein, hat die Vor- und Nachteile einer Seilbahn geprüft.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Das Thema sorgt für Schlagzeilen — und dies nicht nur regional. Eine Kabinenbahn, die den Fernbahnhof des Düsseldorfer Flughafens mit dem Ratinger Zentrum verbindet — diese Idee sorgt für Gesprächsstoff und hat jetzt auch einen Experten auf den Plan gerufen: Es ist Marc Gennat, Professor für Regelungstechnik an der Hochschule Niederrhein in Krefeld.

Der Wissenschaftler hat in einer ersten Skizze die Vor- und Nachteile einer Kabinenbahn herausgearbeitet und seine kleine Studie dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und demografische Entwicklung zur Verfügung gestellt.

Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Fazit vorab: Der Bus der Linie 759, der größtenteils parallel zur geplanten Bahntrasse fährt, ist aus Sicht des Experten die bessere Alternative.

Laut Gennat könnte man die Bahn mit Hilfe von VRR-Tickets nutzen. Das Projekt würde komplett in den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eingebunden sein. Acht Personen würden in einer Gondel Platz finden, die Streckenlänge zwischen dem Flughafen-Bahnhof und Ratingen-Mitte beträgt rund 4,1 Kilometer. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von 16 Stundenkilometern würde man für die Strecke 16 Minuten und 15 Sekunden benötigen, bei einem Tempo von 22 Stundenkilometern nur zwölf Minuten und 20 Sekunden. Gennat warnt: Je schneller die Bahn, desto höher die Energiekosten und der Verschleiß. Deshalb werde die Geschwindigkeit oft auch reduziert.

Der Forscher weist darauf hin, dass die Seilbahn nur dann kürzere Reisezeiten aufweisen kann, wenn die Ziele der Pendler direkt in der Nähe einer Station liegen. „Muss umgestiegen werden, ist der Linienbus grundsätzlich immer schneller“, erklärt er. Eine Seilbahn würde zusätzliche jährliche Kosten zwischen 1,4 und 3,1 Millionen Euro verursachen — und dies trotz Förderung der Investitionskosten von 75 bis 85 Prozent. Die Buslinie 759, die im Zehn-Minuten-Takt unterwegs ist, würde entfallen.

Gennat hat Probleme benannt, die er allerdings nicht näher untersucht hat: So könnte es bei der Kabinenbahn höhere Baukosten geben — zum Beispiel durch eine Überbauung von Hochspannungsmasten. Juristische Eigentumsfragen mit Blick auf Grundstücke müssten geklärt werden, zudem könnte es zusätzliche Brandschutzauflagen geben.

Der Unternehmensverband Ratingen (UVR) und die Standortinitiative „In West“ haben die Idee einer Kabinenbahn ins Spiel gebracht. Die CDU-Fraktion hat das Thema aufgegriffen und will die Möglichkeiten des Projektes im politischen Raum diskutieren. Aus Sicht der SPD stellt sich die Frage, ob die nicht optimal ausgeprägte ÖPNV-Verkehrsachse Ost/West durch eine solche Verbindung vom Fernbahnhof wirklich so verbessert würde, dass sich die erheblichen Investitionen für eine Seilbahn lohnen. Die SPD fragt: Ist der Fernbahnhof wirklich ein Drehkreuz für Pendler, das diese nutzen, um nach Ratingen zu kommen? Oder ist es nicht sinnvoller, weiter zum Hauptbahnhof nach Düsseldorf zu fahren und dann die S 6 nach Ratingen-Ost zu nehmen? Zudem stellt sich der SPD die Frage nach der Realisierbarkeit einer solchen Trasse, die zwangsläufig auch über private Flächen gehen muss.