Experte kritisiert die Hertie-Pläne
Der ehemalige Stadtplaner Siegfried Aring bemängelt das neue Projekt auf dem Gelände des ehemaligen Kaufhauses.
Ratingen. Die Pläne für die Neugestaltung des Areals, auf dem jetzt noch das alte Hertie-Haus steht, haben in den Kreisen von Politik und Wirtschaft ein durchaus positives Echo hervorgerufen. Doch es gibt auch Kritiker — und zu denen gehört Siegfried Aring, der ehemalige Stadtplaner, der für die Grünen zudem als sachkundiger Bürger im Bezirksausschuss Mitte sitzt.
In einem ausführlichen Schreiben hat Aring zahlreiche neuralgische Punkte aufgelistet, die vor allem die Gestaltungsaspekte des 40 Millionen Euro teuren Projektes betreffen. „Der schwächste Punkt der gezeigten planerischen Lösung ist der Abschnitt entlang der Wallstraße“, betonte er, „die langen geschlossenen Fachmarkt-Wände in Augenhöhe — einfach nur zum Wegrennen!“ Alles, was man für die Wallstraße vorher gewünscht und vorgetragen habe, sei verworfen worden. „Viele Bürger zweifeln auch am Einzelhandels-Bedarf“, meint er, die Innenorientierung der Fachmärkte und Läden werde in der Außenwirkung zur Ödnis.
Aring fragt: „Wo sollen denn die neuen zusätzlichen Ladennutzer herkommen? Wird neuer Leerstand produziert?“ Fazit: Man gehe mit Blick auf die Gestaltung des Areals ein großes Risiko ein. Die Stadtgestaltung werde dem Kommerz geopfert. Die Rahmenplanerörterung für die Wallstraße (Wallgraben, historische Mauer, Grün- und Freiraum) sei nicht eingeflossen.
Die verantwortlichen Macher sind vom Erfolg des Projekts, das bereits im Oktober mit dem Abriss des Hertie-Hauses beginnen soll, voll überzeugt. Der Clou soll eine Verbindungsachse zwischen Fußgängerzone in die Altstadt und neuem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) sein.
Diese Achse führt durch ein offenes Wohn- und Geschäftsquartier mit rund 6500 Quadratmetern Verkaufsfläche und rund 5600 Quadratmetern Wohnfläche. Geschäftsführer Philipp Tecklenburg: „Bei unserem Projekt war eine offene Struktur von Anfang an sehr wichtig. Wir wollten keinen geschlossenen Block schaffen, wie das zum Beispiel bei Einkaufscentern der Fall ist“, sagt er bestimmt.
Architekt Gerhard Wittfeld erläutert, dass es neben 60 bis 80 geplanten, barrierefrei zugänglichen Wohnungen auch großräumigen Einzelhandel geben soll. Ergänzend zu vier Großmietern im Erd- und Untergeschoss wird es ebenerdig an der neuen Promenade zwischen ZOB und Fußgängerzone auch kleinteilige Ladenflächen geben, in denen zum Beispiel ein Bäcker und Gastronomie Platz finden sollen. Die Stellplätze (insgesamt 150) werden im zweiten Untergeschoss untergebracht.
Aus Sicht des innerstädtischen Werberings City-Kauf werden adäquate Einzelhandelsflächen für große Magnetbetriebe und Frequenzbringer zur Verfügung stehen, die bislang geeignete große Flächen im ansonsten kleinteiligen historischen Innenstadtkern vergeblich gesucht haben. Es gebe allerdings einen Planungsfehler: Das vorgesehene Parkraumkontingent sei völlig unzureichend und müsse dringend nachgebessert werden. Nicht nur anhand der einschlägigen Verordnungen, sondern auch anhand von branchenüblichen Kennziffern lasse sich sehr schnell und einfach ein sich nur aus dem Neubau heraus ergebender Stellplatzbedarf von rund 400 Plätzen errechnen.
„Zu unserem völligen Unverständnis sehen die bisherigen Planungen jedoch nur unter 150 Stellplätze vor“, heißt es in einer Stellungnahme.