Falschparker blockieren die Feuerwehr im Rettungseinsatz
Bei einem Notfall in Breitscheid verloren die Helfer wichtige Zeit — kein Einzelfall.
Ratingen. Ein Mensch muss wiederbelebt werden. Es geht um Sekunden. Doch auf dem Weg zum Einsatzort Rodenbusch bleibt das Feuerwehrauto stecken. Der Fahrer versucht in der gebotenen Eile, durch jene Restlücke zu bugsieren, die parkende Fahrzeuge freilassen. Dabei schrammt das Feuerwehrauto an einem der abgestellten Wagen entlang; im Lack klafft ein Kratzer. Die Retter steigen aus und rennen zu Fuß mehr als 100 Meter weit zum Einsatzort. Dort helfen sie, den Patienten zum Rettungswagen zu tragen, damit er rasch in eine Klinik gebracht werden kann. Die Polizei nimmt den Parkschaden auf.
So geschehen am Samstag, 11. November, um 3 Uhr in der Frühe in Breitscheid. Neben der Unfallaufnahme wird die Polizei der Stadt Ratingen einen weiteren Brief schreiben, in dem die Ordnungshüter dringend empfehlen, die Beschilderung am Rodenbusch so zu ändern, dass solch fatale Engstellen nicht mehr vorkommen.
Beim für Stadtplanung zuständigen Abteilungsleiter Frank Boberg rennt die Polizei damit offene Türen ein: „Die Straße Rodenhaus war bereits im Verkehrsrat als Problemzone identifiziert. Dort werden wir schnellstens etwas tun.“
Doch eigentlich sind neue Verbotsschilder, Poller, schraffierte Flächen und Knöllchenschreiber völlig überflüssig. „Wer uns keine drei Meter in der Breite Platz lässt, damit wir mit unseren Fahrzeugen zu einem Brand kommen oder zu einer Lebensrettung, gefährdet seine Liebsten und sich selbst“, schimpft Joachim Herbrand von der Ratinger Feuerwehr. Frank Boberg ergänzt: „Vor allem an Einmündungen und Kreuzungen halten sich viele Autofahrer nicht an das, was sie in der Fahrschule gelernt haben: mindestens fünf Meter Abstand einzuhalten.“ Im Verkehrsrat versuchen Polizei, Feuerwehr und städtische Ämter, Gefahrenstellen zu entschärfen.
Es grenzt an ein Wunder, dass in Ratingen noch nicht Schlimmeres passiert ist. Einige Beispiele: Vor dem Rosenmontagszug am 27. Februar mussten drei Falschparker abgeschleppt werden; die Anwohner des Angertals fürchten schönes Wetter. Denn dann ist die schmale Straße zugeparkt von breiten Autos — viele Fahrer möchten den Sommerabend in der Auermühle genießen; Mitte April parkte ein Autofahrer am Angerbach auf Eisenbahnschienen, weil er mal musste. Seine Begleiterin konnte gerade noch aus dem Auto springen, bevor es von einem Güterzug gerammt wurde; in Heiligenhaus blockierte am 1. Juli ein Falschparker auf der Schulstraße Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, die mit Blaulicht und in Alarmtempo zu einem Brand unterwegs waren.
Und das sind nur die bekannten Fälle. Dahinter steht eine erhebliche Dunkelziffer.
„Unsere Kollegen vom Ordnungsamt können ja gar nicht überall kontrollieren“, sagt Feuerwehrmann Herbrand. Da vor allem in den Abendstunden alle Autofahrer nach Hause zurückkehren, entzieht sich der in wilder Unordnung ruhende Verkehr zudem weitgehend der ordnenden Hand des Ordnungsamtes. Dessen Mitarbeiter haben dann in der Regel Dienstschluss. „In regelmäßigen Abständen machen wir gemeinsam mit dem Ordnungsamt Fahrten durch Problemviertel“, berichtet Herbrand. Und schiebt leicht resignierend nach: „Wenn wir einmal durch Ratingen durch sind, müssten wir vorne wieder anfangen.“ Hierzu fehlen aber das notwendige Personal und die Fahrzeuge.