Ratingen Gastronomie im Existenzkampf

Ratingen. · In Lokalen und Hotels sind die Einnahmen deutlich zurückgegangen. Manche Betreiber wollen staatliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Christian Pannes vom Talschlösschen überprüft den vorgeschriebenen Mindestabstand.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die Coronavirus-Epidemie veranlasst die Landesregierung zu immer drastischeren Mitteln. Seit Montag müssen nun landesweit „Amüsierbetriebe“ wie Bars, Clubs oder Kneipen schließen. Ab Dienstag ist dann auch der Betrieb von Fitnessstudios, Schwimm- und Spaßbädern sowie Saunen untersagt. Auch Restaurants, Gaststätten und Hotels haben seit Montag strenge Auflagen zu beachten wie etwa einen Mindestabstand von zwei Metern zwischen den Stühlen. Von einer Schließung ist aber noch nicht die Rede. Was hat das für Folgen für die jeweiligen Betreiber in Ratingen?

Das Restaurant „Liebevoll! in der Auermühle“ hatte am Montag noch geöffnet. Dort habe man seit einigen Wochen mit „starken und gravierende finanziellen Einbußen zu kämpfen“, heißt es. Die Leute blieben weg aus Angst vor einer Ansteckung. Dass es gar zu betriebsbedingten Kündigungen kommen kann, „ist aktuell auszuschließen“.

Ein ähnliches Bild beim italienischen Restaurant „San ­Marco“ in der Innenstadt. Wie Besitzer Natale Marenello mitteilt, habe auch er mit rückläufigen Gästezahlen zu kämpfen. „Es ist viel, viel ruhiger geworden. So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt der gebürtige Italiener. Er habe kaum noch Umsatz. Marenello vergleicht die Coronavirus-Krise in seinem Heimatland mit einem „Krieg“, von dem Deutschland „hoffentlich verschont bleibt“.

Das von Christian Pannes betriebene Talschlösschen hat das gleiche Problem: weniger Gäste, fehlende Einnahmen. „Die Leute sind verunsichert, es ist aber korrekt, Konzerte und das öffentliche Leben weiter einzudämmen“, sagt Pannes, der klar aufzeigt, welche Folgen Schließungen für ihn haben können. „Wenn etwa auch in der Gastronomie alles zu ist, sind wir schnell in der Existenz bedroht. Die Kosten laufen ja weiter.“ Wenn die „Ausdünnung des kulturellen und gastronomischen Lebens“ weiter voranschreite, setze Pannes auf die versprochenen finanziellen Hilfen seitens der Bundes- und Landesregierung. „Ich bin aber gespannt, ob die dann auch so fließen wie versprochen.“

Ratinger Hotels verzeichnen
viele Stornierungen

Gegen null tendiert die Belegung der Hotels „Haus der Gastlichkeit“ an der Bruchstraße und am Düsseldorfer Platz. Inhaber Karsten Rogall steht im Kontakt mit der Arbeitsagentur, um eine Kurzarbeitslösung zu vereinbaren. Möglicherweise will er auch Übergangskredite beantragen „auch wenn ich die vielleicht am Ende nicht brauche“, sagt Rogall. In der dem Hotel angeschlossenen Gaststätte kommen zwar noch Gäste, aber immer weniger. Für die nächste Woche haben alle storniert, Familienfeiern finden schon gar nicht mehr statt.

Bei seiner Kollegin Carolin David vom „Haus Kronenthal“ an der Brachter Straße gehen seit vergangener Woche nur noch Stornierungen ein. „Heute reisen noch einmal sieben Gäste an“, sagt sie. Doch danach tendiert auch bei ihr die Belegung gegen null. „Ich überlege, ob ich das Haus nicht ganz schließe.“ Ihrer Meinung nach sollten Hotels genauso wie Clubs und Bars geschlossen werden. „Das sind genauso Risikobereiche.“ Bei ihr gehe es jetzt nur noch um Schadensregulierung. „Ich denke vor ­September geht das Geschäft bei uns nicht wieder los“, sagt David. In dem 30-Zimmer-Haus übernachten überwiegend Firmenkunden, und deshalb ist der Sommer sowieso immer recht schwach.

Auch Fitnessstudios fallen der Schließung zum Opfer. Das „FitX“ an der Kaiserswerther Straße etwa hatte nach Angaben einer Mitarbeiterin am Montag noch bis 22 Uhr geöffnet. Ab heute ist es geschlossen. Das Studio „Injoy“ in Breitscheid hatte bereits am Montag geschlossen und zugleich via Facebook mitgeteilt, dass diese Schließung bis auf „unbestimmte Zeit“ gelte. Die Mitglieder würden während dieser Schließung beitragsfrei gesetzt, heißt es auf Facebook zudem.

Neue Regeln gibt es bei Besuchen in Seniorenheimen der Diakonie Kaiserswerth, zu denen auch das Haus Salem in Ost gehört. Jeder Bewohner darf maximal einen Besucher für eine Stunde pro Tag empfangen. Der Besucher wird registriert. So soll gewährleistet werden, dass die Bewohner möglichst wenig soziale Kontakte haben. „Besucher sollten sich besser vorher anmelden“, sagt Sprecherin Katharina Bauch. So könnten sie sicher gehen, dass noch kein anderer Angehöriger an dem Tag zu Besuch da war.