Industriepfad macht Geschichte erfahrbar

Der neue Wander- und Radweg verbindet industrielle Historie und Gegenwart der Stadt.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. „Es ist meines Wissens das erste Mal, dass alle Vereine in Ratingen, die sich der Geschichte der Stadt verschrieben haben, an einem Strang ziehen“, freute sich Claudia Gottfried, Leiterin des Industriemuseums Cromford mächtig über den Beginn eines neuen Projekts, das seinen Ausgang ab sofort unmittelbar vor der Tür ihres Hauses nimmt: der Industriepfad, der es historisch Interessierten ab sofort ermöglicht, wichtige Stationen in der Stadt zu erkunden, die deutlich zeigen, wie sehr sich die Industrie über die Jahrhunderte gewandelt hat.

Das Konzept Industriepfad wurde auf Initiative von Michael Lumer bereits 2009 anlässlich der Ausstellung „250 Jahre Industriegeschichte“ im Museum Cromford ins Leben gerufen. „Das Projekt umfasst die Idee, die industrielle Entwicklung unserer Heimatstadt ausgehend von der ersten Fabrik auf europäischem Kontinent, der Baumwollspinnerei Cromford, direkt im Stadtbild zu dokumentieren“, erklärte Lumer, der sich zahlreiche Unterstützer mit an Bord geholt hat — eben die Jonges um ihren Baas Georg Hoberg und auch die Lintorfer Heimatfreunde.

Der Industriepfad Ratingen beschreibt als Wander- oder Radweg nicht nur bereits verschwundene Unternehmen wie die Spiegelglasfabrik oder die „Ratinger Nietenbude“, sondern auch die neuen Büroquartiere wie beispielsweise Ratingen Ost mit den namhaften IT-Dienstleistern. Eine dieser Stelen, von der Firma Tünkers hergestellt, hat ihren Platz zum Beispiel direkt vor der neuen Europazentrale von Mitsubishi Electric gefunden. Deren Chef Georg Jennen hatte sofort betont, dass er gerne Teil dieses Industriepfades wäre.

Der Weg des Industriepfades startet in Cromford. Von dort führt er entlang der Anger nach Ost und beschreibt dann ein Quadrat, das über West und Tiefenbroich zurück nach Cromford führt. Später ist ein Abzweig nach Lintorf geplant. „Wir haben aber gesagt, dass wir jetzt den Startschuss geben, auch wenn sich der Pfad noch vergrößern wird. Wir sind noch nicht am Ende“, so Gottfried. Olaf Tünkers erinnerte an einige Höhepunkte der Industriegeschichte der Stadt: „Die meisten Vespas in der Region wurden in Lintorf bei Hoffmann gebaut. Auch der erste Waschvollautomat von der Firma Constructa kam aus Lintorf.“ Und die erste Dampfmaschine auf dem europäischen Kontinent wurde bereits Mitte des 18. Jahrhunderts im Bleibergbau in eingesetzt — ebenfalls in Lintorf. Kein Wunder also, dass der Stadtteil bald ein wichtiger Bestandteil des Pfades werden wird, für den die Organisatoren demnächst auch einen kleinen Informationsflyer heraus geben wollen.

Wer es genau nimmt, kann auf dem Pfad erkennen, wie typisch die Ratinger Industriegeschichte für die gesamte Entwicklung ist. „Der Industrie- pfad dokumentiert dabei auch den Wandel der Industrie. Wurde sie am Anfang von Bergbau und Textilindustrie geprägt, kamen später Automobil- und Papierindustrie hinzu“, blickte Tünkers in einer kurzen Ansprache zurück. Und: „Heute sind es besonders moderne Dienstleistungsunternehmen, die in Ratingen ihre Heimat gefunden haben.“

Ein besonderes Dankeschön ging an die Sparkasse, die für fünf Stelen die Finanzierung übernommen hatte, an den Flughafen Düsseldorf und an die Stadtwerke Ratingen, die sich ebenso finanziell an der Realisierung beteiligt haben wir der Landschaftsverband Rheinland.