Jetzt schrumpft auch Ratingen
Bis zum Jahr 2030 werden immer weniger Menschen in der Stadt leben. Nur mehr Bauland könnte helfen, diese Entwicklung zu stoppen.
Ratingen. Noch im Jahr 2008 veröffentlichte das Statistische Landesamt IT.NRW erstaunliche Zahlen für Ratingen. Die Einwohnerzahl sollte bis zum Jahr 2030 zunehmen — wenn auch nur geringfügig. Und zwar von 90 982 Bürgern auf 95 060. Bemerkenswert waren diese Werte, weil in vielen anderen Städten wie Wülfrath oder Velbert die Zahl der Einwohner wegen des demografischen Wandels sinkt.
Doch jetzt gibt es neue Zahlen der Statistiker. Und die zeigen deutlich: Auch in Ratingen werden in Zukunft immer weniger Menschen leben. Die Zahl wird von aktuell rund 91 088 Personen auf 87 164 Personen im Jahr 2030 sinken. Das ist ein Rückgang von minus 3,6 Prozent.
Zu erklären ist der Trend vor allem damit, dass die Zahl der Neugeborenen sinkt. Im Gegensatz dazu wird die Zahl der Älteren steigen (siehe Infografik).
Die Stadt hat auf die demografischen Entwicklungen bereits im Jahr 2007 mit der Einrichtung eines Arbeitskreises „Demografischer Wandel“ reagiert. Und auch der Seniorenrat hat sich damals schon zu dem Thema geäußert. Er forderte Veränderungen: Einen starken Nahverkehr zum Beispiel, Einkaufsmöglichkeiten vor Ort oder mehr Seniorenheime mit hoch qualifiziertem Personal. An diesen Forderungen hat sich bis heute nichts geändert.
Innerhalb der Verwaltung beschäftigen sich die einzelnen Fachbereiche mit der Alterung der Ratinger Bevölkerung. Und damit, dass die Einwohnerzahl sinken wird. Zu stoppen ist sie aber nicht, wenn überhaupt kann die Entwicklung nur gemildert werden.
Doch auch das wird schwierig. „Denn Alterung und die Sterberate wird unweigerlich dazu führen, dass die Einwohnerzahl kleiner wird“, sagt Gabriele Labes, Leiterin der städtischen Statistikstelle. Abschwächen könnte man diese Entwicklung nur, wenn viele Menschen in die Stadt zögen. „Doch dazu müssten riesige Bauflächen ausgewiesen werden, auf denen neue Wohnungen und Häuser entstehen“, sagt sie.
Aber dies ist kein leichtes Unterfangen, weil es nicht mehr genügend Flächen gibt, die dafür in Frage kommen. Eine der letzten Grundstücke, die jetzt noch zur Wohnbebauung entwickelt wird, liegt am Felderhof, wie die WZ bereits berichtete.
Bisher gingen die Stadtentwicklungsexperten davon aus, dass Ratingen viele Zuzüge haben wird — vor allem wegen der Nähe zu Düsseldorf, das die Menschen anzieht. Doch in den vergangenen Jahren war das, bis auf das Jahr 2011, nicht der Fall. „Es gab, vor allem im Jahr 2008 mehr Menschen, die aus Ratingen weggezogen sind als Menschen, die nach Ratingen kamen.“
2011 hatte sich der Trend ein wenig umgekehrt: Damals zogen 4101 Menschen nach Ratingen, 3917 zogen fort — ein Wanderungsgewinn wie die Statistiker es nennen.