Polizeiliche Kriminalstatistik Zahl der Straftaten sinkt auf niedrigstes Niveau seit 1992
Berlin (dpa) - Die Kriminalität in Deutschland geht zurück: Die Sicherheitsbehörden registrierten im vergangenen Jahr 5,76 Millionen Straftaten - die niedrigste Zahl seit 1992.
Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ist die erfasste Kriminalitätsrate sogar niedriger als in den vergangenen 30 Jahren, wie Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Dienstag bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2017 in Berlin betonte.
Auf 100.000 Einwohner kommen demnach weniger als 7000 Fälle. Seehofer sagte: „Deutschland ist sicherer geworden. Gleichwohl gibt es zur Entwarnung keinen Anlass.“ Für die Behörden von Bund und Ländern bleibe viel zu tun.
JUGENDKRIMINALITÄT: Immer mehr Kinder und Jugendliche werden straffällig. Lässt man Verstöße gegen das Ausländerrecht unberücksichtigt, stieg die Zahl der Tatverdächtigen im Alter von 6 bis 13 Jahren um 14,4 Prozent auf 64.364 Verdächtige. Bei den Jugendlichen war der Zuwachs geringer (plus 2,6 Prozent). Doch es gibt regionale Unterschiede: Dass etwa die Zahl der Straftaten an Schulen in Rheinland-Pfalz 2017 zurückgegangen ist, führt die SPD-geführte Landesregierung darauf zurück, dass dort die Zahl der Psychologen und Sozialarbeiter aufgestockt wurde.
AUSLÄNDISCHE TÄTER: Von den insgesamt rund 1,97 Millionen Tatverdächtigen, die im vergangenen Jahr statistisch erfasst wurden, waren knapp 600.000 Ausländer. Das sind rund 30 Prozent und liegt damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Der Ausländer-Anteil an der Bevölkerung lag zuletzt bei 12,5 Prozent. Die Zahl der Tatverdächtigen, die als Flüchtlinge, Asylbewerber, mit einer Duldung oder „unerlaubt“ in Deutschland lebten, ging im vergangenen Jahr um 4,1 Prozent auf rund 167.000 Tatverdächtige zurück. In vielen Fällen, in denen Zuwanderer Täter sind, sind auch die Opfer keine Deutschen. Die meisten ausländischen Tatverdächtigen stammten aus der Türkei, Rumänien und Polen.
AUFKLÄRUNGSQUOTE: Der Anteil der aufgeklärten Straftaten ist laut Innenministerium mit bundesweit durchschnittlich 55,7 Prozent so hoch wie nie seit Beginn der Zählung 2005. Ausländerrechtliche Verstöße wie zum Beispiel die illegale Einreise sind dabei ausgeklammert. Die Aufklärungsquote hängt aber stark vom Tatbereich ab: Bei Wohnungseinbrüchen mit Diebstahl werden nur 17,8 Prozent der Fälle aufgeklärt, bei Tötungsdelikten sind es immerhin 95,6 Prozent.
EIGENTUMSDELIKTE UND GEWALT: Einen erheblichen Rückgang von 11,8 Prozent verzeichnen die Behörden beim Diebstahl. So sank die Zahl der Fälle von Wohnungseinbruchsdiebstahl um 23 Prozent, von Taschendiebstahl um 22,7 Prozent. Die Gewaltkriminalität ist leichter zurückgegangen - um 2,4 Prozent.
ILLEGALE PORNOGRAFIE: Um 12,9 Prozent zugenommen haben Delikte, bei denen Pornografie verbreitet wurde. Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, sprach von einem „erschütternden Ausmaß“ der Kinder- und Jugendpornografie. Auch sogenanntes Cybergrooming - das Ansprechen Minderjähriger im Netz mit dem Ziel sexueller Kontakte - stelle eine Gefahr dar.
POLIZISTEN ALS OPFER: Im vergangenen Jahr wurden 74.400 Polizeibeamte Opfer von vollendeten und versuchten Straftaten - das sind rund 5,3 Prozent mehr als 2016. „Die zahlreichen Gewaltdelikte gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind auch Symptom des schwindenden gesellschaftlichen Zusammenhalts und Folge eines zu schlanken Staates“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Und der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, teilte mit: „Die Einsatzkräfte können zwar viel ab, aber es nagt schon sehr an der Motivation und der wichtigen Bürgernähe, wenn der Frust der Bürger sich nicht nur verbal, sondern auch über Respektlosigkeit und Gewalt gegen die Beamten entlädt.“
VERSTÖẞE GEGEN DAS WAFFENRECHT: Bei Verstößen gegen das Waffenrecht gab es laut Kriminalstatistik einen Zuwachs um 10,3 Prozent, bei Rauschgiftdelikten um 9,2 Prozent. Einen starken Anstieg um 28,7 Prozent gab es auch bei der Wirtschaftskriminalität, was das Bundesinnenministerium aber auf ein „komplexes Ermittlungsverfahren“ zurückführt, das im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde.