Archiv: Das Gedächtnis der Stadt wird digitalisiert
Die historischen Schätze im Stadtarchiv werden digitalisiert. Der neue Archivar Erik Kleine Vennekate freut sich auf die Herkulesaufgabe.
Ratingen. „Eigentlich hätte uns nichts Besseres passieren können: Er kennt die Verwaltung aus dem Eff-Eff, und er kennt sich aus mit Geschichte“, sagt Kulturamtsleiterin Andrea Töpfer. „Er“ — das ist Erik Kleine Vennekate (44), der seit Jahresbeginn die freie Stelle im Stadtarchiv besetzt. Nach dem Weggang von Joachim Schulz-Hönerlage zum Kreisarchiv in Mettmann war die Stelle monatelang vakant.
Mit Kleine Vennekate hat die Stadt einen Glücksgriff getan: Nach einer Ausbildung bei der Stadtverwaltung studierte er Geschichte und Jura in Düsseldorf. Schon für seine Magisterarbeit über das hiesige Justizwesen in der NS-Zeit war er mit dem Stadtarchiv in Kontakt gekommen. Nach dem Studium — er war weiterhin bei der Verwaltung — betreute er nebenbei Besuchergruppen in Cromford und absolvierte ein Praktikum im Archiv. Zuletzt war er mit der Verwaltung der Stadthalle betreut.
Dass die Stadt die Stelle mit einem kompetenten „Eigengewächs“ besetzen konnte, ersparte nicht nur die Ausschreibung. Kleine Vennekate kennt sich in der Verwaltung bestens aus.
Bürgermeister Harald Birkenkamp lag die rasche Wiederbesetzung am Herzen. „Das Ratinger Archiv ist das größte und bedeutendste im Kreis“, sagt er. „Es wäre ein Frevel, wenn es nicht kontinuierlich fortgesetzt würde.“ Viele Städte würden Ratingen um sein Archiv und dessen Schätze beneiden — darunter 350 Pergamenturkunden aus dem Mittelalter und die Stadterhebungsurkunde von 1276.
Erik Kleine Vennekate freut sich auf die „geistreiche, abwechslungsreiche Tätigkeit im Archiv“. Zugleich wartet viel Arbeit auf ihn: Derzeit werden die Fotos aus dem Bildarchiv Klöckner gesichtet. „30 000 von rund 400 000 haben wir schon geschafft“, erklärt Archivleiterin Erika Münster. Mitglieder der Jonges seien dabei eine große Hilfe. Bei den Streifen aus dem Filmarchiv Kürten seien schon 536 von insgesamt 700 Filmen durchgeschaut worden. Geplant ist, in diesem Jahr noch die ersten Filme zu zeigen.
Eine weitere Herkulesaufgabe ist die Digitalisierung der Archivalien — nicht nur des Urkundenbestandes. So sind die Magnetbänder mit Daten aus den 1980er-Jahren nicht mehr lesbar, weil es kaum noch technische Geräte dafür gibt. Außerdem: Moderne Speichermedien sind deutlich kurzlebiger als alte.
Erik Kleine Vennkate will ein offenes Archiv. „Wir sind Anlaufstelle für Bürger, Studenten, Schüler. Wir beraten und betreuen“, sagt er. Tatsächlich kommen rund 2000 Bürger pro Jahr ins Archiv, dazu zahllose Anfragen per Mail — teils aus aller Welt. In vielen Fällen geht es dabei um Recherchen in Erbangelegenheiten sowie um Familien- und Ahnenforschung.