Jugendrat mischt Ratingens Politik auf

Rund 30 Jugendliche engagieren sich darin, derzeit wird die Altweiberparty vorbereitet.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Ja, Jugendliche zocken gerne. Und ja, sie sorgen sich häufig mehr um Akkustand und Speicherkapazität ihrer Smartphones als um außereuropäische Friedensprozesse, Vokabelnoten oder lernfördernde Ordnungssysteme. Eine ganze Generation aber darauf zu reduzieren, wäre anmaßend und schlichtweg falsch: Nele, Louis, Maximilian, Philippe und Max etwa bilden seit Ende vergangenen Jahres den Vorstand des Jugendrates, indem insgesamt dreißig 14- bis 25-Jährige aktiv am politischen, sozialen und kulturellen Geschehen ihrer Heimatstadt mitmischen, freiwillig, mit viel Motivation und Engagement. „Ich finde das selbstverständlich, dass ich mich aktiv einbringe“, erklärt die 17-jährige Louisa, „ich kann nicht immer nur jammern, aber nix tun. Ich erhebe meine Stimme für mich und meine Freunde, denen vielleicht das Selbstbewusstsein dazu fehlt.“

Seit 2015 ist die Berufskollegschülerin im Jugendrat aktiv, setzt sich vor allem für Belange in Homberg ein. „Wir haben es dort zum Beispiel erreicht, dass in dem städtischen Jugendzentrum eine Honorarkraft eingestellt und finanziert wird.“ Ihre Mitstreiter nicken zustimmend. „Wir sind schon stolz, auf das, was bereits umgesetzt wurde. Alleine unsere Altweiberparty, die es bereits zehn Jahre gibt, ist legendär, zieht mittlerweile viele Jugendliche aus Düsseldorf oder Köln an“, erzählt Max Julius, 18 Jahre, „und ganz ehrlich: Ich finde unsere Arbeit absolut unverzichtbar. Wenn man sich den Rat der Stadt so anschaut, sind fast alle weit über 50. Was unsere Generation bewegt, braucht, wünscht, wissen wir selbst nun mal am besten.“

Das sehen die gesetzteren Ratinger Politiker scheinbar ähnlich. „Wir fühlen uns absolut ernstgenommen und nicht nur das, sogar wertgeschätzt“, schwärmt Maximilian, „wenn wir etwas in einen Ausschuss tragen, setzen sich die Erwachsenen damit auch wirklich auseinander und schauen gemeinsam mit uns, wie sich etwas verwirklichen lässt, von der Planung bis zur Finanzierung.“

Gute Ideen sprudeln aus den Jugendlichen nur so hervor: Die Rheinbahnanbindung der einzelnen Stadtteile soll noch besser werden, eine Dirtbike-Strecke ist in Planung. Die Idee einer aktiven Zusammenarbeit mit dem Seniorenrat wurde bereits umgesetzt. „Wir bieten das sogenannte Smartcafé an, dort können Senioren hinkommen und sich von uns ihr Handy erklären lassen“, erklärt Philippe, dessen Schwerpunktarbeit sonst eher im Sportbereich liegt.

Nele, 19, liegt der weitere regelmäßige Austausch zwischen Jugendlichen und Politikern aller Parteien beim „Politdinner“ besonders am Herzen. Man spürt es einfach: Die jungen Menschen wollen Dinge bewegen, wollen im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Leben der jungen Ratinger Generation optimieren. Einer, der ihnen dabei stets mit Rat und Tat und auch mal einer Schulter zum Anlehnen zur Seite steht, ist Jugendamtsmitarbeiter Michael Hansmeier. „Dieser Mann ist einfach der Allerbeste“, schwärmt Louisa stellvertretend für alle anderen, „er ist wie ein Ziehpapa, er versteht sich als Freund, als Vertrauter, aber er lässt uns dabei selbstständig handeln. Wir können immer zu ihm kommen, auch mit persönlichen Sorgen, er ist einfach nur total klasse.“