Ratingen Kirchen gehen digitale Wege

Ratingen. · Die Corona-Krise führt dazu, das die Gemeinden neue Wege gehen, um Leute zu erreichen.

Pfarrer Frank Schulte Schulte lädt zum virtuellen gemeinsamen Kochen und wird online immer wieder neue Rezepte einstellen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Das Coronavirus legt das öffentliche Leben lahm – und damit auch das kirchliche. Die Gottesdienste entfallen, die Familienzentren sind weitestgehend geschlossen. In den drei Familienzentren der evangelischen Kirchengemeinde wurden Notbetreuungen eingerichtet. Alle anderen Kinder bleiben zu Hause. Die Jugendarbeit ruht. Die Kirche ist aber nicht verschwunden. Die Pastoren der evangelischen Kirchengemeinde entwickeln im Moment Ideen, wie sie auch in diesen Zeiten in Kontakt bleiben können. Die Situation ist neu, es gibt keine Notfallpläne.

Weil die Gottesdienste ausfallen, wird es eine zentrale kurze Andacht der evangelischen Kirchengemeinde Ratingen jeden Sonntag um 18 Uhr aus der Friedenskirche geben. Den Impuls zum Sonntagabend wird einer der Pfarrer der Gemeinde sprechen, begleitet von Musik. Pfarrer Thomas Gerhold von der Friedenskirche sagt: „Wir wollen auf diese Art und Weise den Menschen zum Abschluss der Woche in zehn bis 15 Minuten einen Lichtblick aufzeigen, sie einladen, Hoffnung zu tanken. Wir sind außerdem froh, dass es sonntags weiter die Fernsehgottesdienste im ZDF gibt.“

Die Übertragung in Ratingen erfolgt über einen Internetkanal. Man erreicht ihn über die Homepage der Kirchengemeinde (siehe unten). Das Angebot wird am nächsten Sonntag starten. Auf dieser Internetseite meldet sich jeden Tag ein anderer Pfarrer mit einem kurzen Lichtblick zum Tag: ein schönes Bild, ein kurzer Kommentar, ein Gedanke zu einem Satz aus der Bibel oder auch ein kurzer Film. „Wir wollen in Kontakt bleiben und Mut machen“, betont Pfarrer Gert Ulrich Brinkmann von der Stadtkirche. Man kann dem Autor danach direkt eine E-Mail schicken.

Vikarin Birte Bernhardt wird in der kommenden Woche einen Gottesdienst über einen „Messenger“ anbieten. Die Vorbereitungen dafür laufen. Sie sagt: „In dieser Krise sind wir gezwungen, ganz neue Sachen zu probieren. Da stecken auch Chancen drin. Wir sind sehr gespannt auf die Resonanz.“

Kontakte und Hilfen
für ältere Mitbürger

Ein anderer Aspekt: „Essen verbindet“, sagt Pfarrer Frank Schulte. Weil bei vielen der Treffen ansonsten gemeinsam gegessen wird, wird Schulte auf der Homepage der Kirchengemeinde immer wieder neue Rezepte einstellen, die man mit lange haltbaren Lebensmitteln aus der Speisekammer kochen kann. Die Kirchengemeinde arbeitet außerdem mit Hochdruck an Projekten, die alleinstehenden und alten Bürgern in der Stadt helfen können. Themen sind das Einkaufen von Lebensmitteln und der persönliche Kontakt übers Telefon. Für das Einkaufen wird es die Aktion „Tütenhilfe“ geben. Menschen mit Einkaufswünschen können sich telefonisch oder per E-Mail (Adresse siehe unten) bei der Kirche melden. Sie werden dann kontaktiert und von Ehrenamtlichen aus der Jugendarbeit und Helfern besucht, die die Einkäufe verbindlich erledigen. Über die Medien und die Homepage wird die Kirche den Start bekanntgeben.

Der evangelische Kirchenkreis und das katholische Kreisdekanat werden ihre Gemeinden zweimal täglich um ein gemeinsames Glockenläuten um 18 Uhr und 19.30 Uhr bitten. Die Glocken läuten zum Gebet. Gemeinsame Wochengebete werden auf den Internetseiten veröffentlicht. Kreisdechant Daniel Schilling und Superintendent Frank Weber sind sich einig: „Wir wollen so ein Zeichen der Verbundenheit setzen.“ Vikarin Bernhardt bringt es auf dem Punkt: „Auch wenn uns die täglichen Meldungen überrollen und es stündlich neue Entwicklungen gibt – wir wollen als Kirche jetzt nicht ­ab­tau­chen. Wir sind da.“