Hochwasser in Ratingen Pläne für mehr Sicherheit

Ratingen · Die Verwaltung arbeitet die Schäden durch das Hochwasser auf, der Klimabeirat setzt auf neue Informationen. Am 2. November berichten Experten unter anderem über die Ursachen der Überflutungen. Bürger können teilnehmen.

Auch die Wasserburg Haus zum Haus blieb vom Hochwasser nicht verschont.

Foto: Achim Blazy (abz)

Die Bilder sind noch sehr präsent. Vor mehr als drei Monaten brach über Ratingen der Starkregen herein – mit zum Teil verheerenden Folgen. Die Verwaltung hat eine erste finanztechnische Bilanz gezogen. Klar ist: Zahlreiche Ratinger waren mehr oder weniger heftig von den lokalen Ausprägungen dieser Unwetterkatastrophe betroffen – sei es als Privatperson oder als Unternehmer, heißt es in einer Ausarbeitung.

Es gab unter anderem massive Schäden an der städtischen Infrastruktur. Angesichts der flächendeckenden Zerstörungen insbesondere in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sei sehr schnell die Notwendigkeit erkannt worden, Hilfen jeglicher Art den betroffenen Menschen und Regionen zur Verfügung zu stellen, so die Verwaltung. Die Schäden an der kommunalen Infrastruktur belaufen sich nach Angaben der Stadtverwaltung allein auf 3 562 500 Euro.

Diese Schäden wurden insbesondere vom Amt für Gebäudemanagement für Gebäudeschäden, von der Feuerwehr für Einsatzkosten, vom Tiefbauamt für Infrastrukturschäden an Wegen, Plätzen, Straßen und leitungsgebundenen Netzen sowie vom Amt für Kommunale Dienste für Schäden in und an Außenlagen und Parks ermittelt.

In der Gesamtbetrachtung der Schäden aller kreisangehörigen Kommunen des Kreises Mettmann in Höhe von rund 16,33 Millionen Euro ergibt sich ein Ratinger Anteil an der Soforthilfe des Landes für Kommunen von rund 218 200 Euro.

Aufgrund der Tatsache, dass die Soforthilfe des Landes NRW nur einen sehr geringen Teil der von den Fachämtern ermittelten Flutschäden abdecken kann, werden alle zuständigen Ämter in einer konkreten Nachbetrachtung die bisherigen Zahlen noch einmal überarbeiten. Insgesamt geht es vor allem darum, eine konkrete Form der Finanzierung der Sanierungs- und Wiederaufbaumaßnahmen zu finden, so die Verwaltung.

Parallel dazu werden die Fachämter prüfen, ob weitere Landeshilfen zur Flutschädenbeseitigung an Vermögenswerten innerhalb ihrer Zuständigkeiten abgerufen werden können. Das ist die rein finanztechnische Seite.

Experten informieren Bürger
im großen Saal der Stadthalle

Doch wie sieht es mit dem Klimawandel und seinen Folgen aus? Der Klimabeirat hat dazu eine Sitzung vorbereitet, an der auch Bürger teilnehmen können. Das Treffen findet am Dienstag, 2. November, ab 19 Uhr im großen Saal der Stadthalle statt. Als Referenten für die Sitzung konnten Prof. Dr. Helmut Grüning von der Fachhochschule Münster und Kristin Wedmann vom Bergisch-Rheinischen Wasserverband (BRW) gewonnen werden.

In seinem Vortrag stellt Grüning wasserwirtschaftliche Maßnahmen einer klimaangepassten Stadtentwicklung vor. Urbane Sturzfluten und Hochwasserereignisse haben den Sommer des Jahres 2021 geprägt. Die Jahre 2018 und 2019 dagegen waren durch Trockenheit und Hitze bestimmt. Heiße und niederschlagsarme Phasen oder Starkregen und daraus resultierende Sturzfluten stellen in urbanen Räumen eine zunehmende Herausforderung dar, die ein Umdenken bei der traditionellen Stadt- und Entwässerungsplanung erfordern.

Erforderlich sei ein bewusster Umgang mit Niederschlagswasser und die Etablierung von urbanem Grün (blau-grüne Infrastruktur). Versickerung und Verdunstung müssten gefördert werden. Maßnahmen wie Gründächer stellten hier beispielgebend wesentliche Systemelemente dar, so der Experte.

Zur Überflutungsvorsorge zähle die gezielte Führung von Oberflächenabflüssen in Bereiche mit geringem Gefährdungspotenzial (sogenannte multifunktionale Flächen). In Städten konkurrieren befestigte Flächen und hohe Nutzungsansprüche mit Maßnahmen zur Unterstützung des natürlichen Wasserkreislaufes. Im Vortrag werden die Grenzen der hydraulischen Leistungsfähigkeit konventioneller Entwässerungssysteme und innovative Möglichkeiten einer wasserbewussten Stadtentwicklung vorgestellt.

Dann wird Kristin Wedmann das Hochwasserereignis vom 14. Juli und seine Auswirkungen im Gebiet des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands einordnen. Im Vortrag beschreibt Wedman, was im Verbandsgebiet des BRW passiert ist und wie der BRW mit dem Ereignis umgegangen ist, zudem erklärt sie die Funktionsweise von Maßnahmen zum Umgang mit Hochwasser.

Sie wird darauf eingehen, was auf Landesebene bisher getan wurde, um für das Thema zu sensibilisieren.