Koalition gegen Bürgermeister Birkenkamp
CDU, SPD, FDP und Grüne küren Klaus-Konrad Pesch als Kandidaten für die Bürgermeisterwahl. Der Dezernent tritt gegen seinen Chef an.
Ratingen. Mehr Überraschung geht nicht: Klaus-Konrad Pesch, Erster Beigeordneter der Stadt Ratingen, wird bei der Kommunalwahl im Mai als Bürgermeisterkandidat gegen seinen momentanen Chef, Bürgermeister Harald Birkenkamp, in den Wahlkampf ziehen.
Pesch, der zwar seit Jahren formell ein FDP-Parteibuch besitzt, wurde gestern Mittag von einer Riesenkoalition aus CDU, SPD, Grünen und FDP als „gemeinsamer und überparteilicher Kandidat“ vorgestellt.
Alle vier Parteien haben sich auf ihren Vorstandssitzungen einstimmig für Pesch ausgesprochen, das Votum der Mitglieder soll demnächst noch eingeholt werden. Unisono lobten die Parteivorsitzenden Peschs Sach- und Fachkompetenz sowie seine „offene und faire“ Art.
Mit dem überparteilichen Kandidaten soll „ein neuer Stil des politischen Umgangs miteinander“ im Rathaus einziehen, sagte CDU-Parteichef David Lüngen. Auch in der Wirtschaftsförderung, „die zuletzt nicht so erfolgreich war“, könne Pesch neue Impusle setzen. SPD-Vorsitzende Elisabeth Müller-Witt setzt darauf, dass es mit Pesch „mehr Transparenz, Offenheit und Bürgernähe“ im Rathaus geben wird.
Mareike Wingerath (Grüne) lobte, dass Pesch auch bei „inhaltlichen Differenzen immer ein offenes Ohr“ hätte. FDP-Stadtverbandsvorsitzende Tina Pannes wies darauf hin, dass Pesch in der verfahrenen Debatte um den Rathausneubau den Knoten durchschlagen hatte. Und eine so große Koalition zeige, wie stark der Kandidat ist.
Im Kommunalwahlkampf wollen die vier Parteien aber jeweils ihr eigenes Profil behalten, betonte Müller-Witt: „Uns eint aber die Überzeugung, dass Pesch die verschiedenen politischen Strömungen im Rat zusammenführen könne.
Pesch räumte ein, er sei „tief beeindruckt, welche unglaubliche Dynamik dieser Prozess in den letzten Tagen bekommen hat.“ Auf eine Kandidatur sei er über die Jahre immer wieder angesprochen worden. Der 52-Jährige arbeitet seit 18 Jahren in der Ratinger Verwaltungsspitze, ein Jahr länger als Birkenkamp.
Ihn hatte Pesch am Vormittag bereits über seine Kandidatur informiert, am Nachmittag trafen beide zu einem Gespräch zusammen. Mit ihm arbeite er „konfliktfrei, offen und fair“ zusammen, gleichwohl reize ihn die Aufgabe, sagte Pesch. Den offenen und fairen Dialog wolle er auch im „Wahlwettbewerb“ beibehalten. Pesch: „Ich möchte gerne ein guter Bürgermeister für die Stadt und alle sein.“
Dass Birkenkamp erst vor acht Tagen die Verkürzung seiner Amtszeit zugunsten einer gemeinsamen Kommunal- und Bürgermeisterwahl angekündigt hatte, habe bei Peschs Kandidatenkür keine Rolle gespielt, versicherten die Parteienvertreter: Die Kandidatenfindung habe sich über Monate hingezogen.
Alexander von der Groben, Vorsitzender der Bürger-Union, sagte, er erkenne Pesch an und schätze seine Arbeit. „Wir glauben aber, dass die ihm zugeschriebenen Qualitäten mindestens auch auf den amtierenden Kandidaten zutreffen.“ Er hoffe, dass sich der Wahlkampf nicht negativ auf die Arbeit im Rathaus auswirken werde. „Als Parteimitglied wäre ich allerdings irritiert, wenn mir auf auf diese Art ein Kandidat vorgesetzt würde.“ Von der Groeben hält die Kandidatur für einen „strategischen Fehler“.