Serie Arbeiten in der Region Wie ein Ratinger sich einen großen Traum erfüllte
Ratingen · Erst bei Aldi, dann bei Metro: Michele Calabrese hat über Umwege seinen Traumberuf in Ratingen gefunden.
Wer ihn sieht mit seinem gewinnenden Lächelnwer ihn bei den Gesprächen mit Kollegen beobachtet, der spürt ganz genau: Dieser Mann ist längst angekommen bei der Ratinger Feuerwehr. Dabei waren die Wege für ihn nicht leicht, manchmal verschlungen, auch sehr hürdenreich. Aber Michele Calabrese, 34 Jahre jung, hat sein Ziel erreicht. Nun ist er Feuerwehrmann, akzeptiert im Team, beliebt obendrein. Und ein Kollege, der sich genau anhört, was vor allem die Erfahrenen zu sagen haben.
Calabrese ist neugierig, er will jeden Tag dazu lernen. Wer auf seine Vita blickt, der muss ins Staunen geraten. Ja, der Traum vom Feuerwehrmann war immer da in seinem Kopf. Doch zunächst führte ihn der berufliche Weg zu Aldi. Dort lernte er Einzelhandelskaufmann. Eine ziemlich harte Schule, wie er sagt. Doch er hat gelernt, Ziele im Blick zu behalten. Die Eltern stammen aus Sizilien, der Vater ist Stahlarbeiter. Michele Calabrese hat also im unmittelbaren familiären Umfeld erfahren, was es bedeutet, Tag für Tag harte Belastungen auf sich zu nehmen. Er wurde stellvertretender Filialleiter bei Aldi, wechselte dann zur Metro, kümmerte sich um Waren für die Gastronomie.
Und immer gab es diesen Gedanken im Hinterkopf: Feuerwehrmann zu sein, das wäre es doch! Der engste Freundeskreis wirkte da wie ein Motivationsbeschleuniger. „Einige Freunde sind bei der Feuerwehr“, erzählt Calabrese, „sie haben häufig mit mir über das Thema gesprochen, und dann habe ich mich beworben.“ Es hat aber nicht gleich funktioniert, also nicht direkt und auch nicht später. Vier Jahre lang musste er immer wieder einen Anlauf unternehmen. Es gab Absagen. Schon ermüdend. Doch er ließ sich nicht entmutigen. Botschaft: Lebe deinen Traum!
Und dann klappte es in Ratingen. Er bestand unter anderem den Sporttest, der von der Deutschen Sporthochschule in Köln entwickelt wurde und sehr knackig ist. Er musste einen größeren Ausbildungsblock in Bocholt absolvieren, und er wird dies wieder tun müssen, wenn er sich zum Notfallsanitäter ausbilden lässt. Zweieinhalb Jahre dauert das Ganze. Mit der Familie, in erster Linie mit Ehefrau Isabella, hat er dies besprochen. Die drei Kinder fragen beim Papa manchmal nach, wie der Tag so war. Spannendes und vor allem Positives kann er erzählen. Die belastenden Momente lässt er natürlich außen vor. Calabrese ist dankbar für jeden Tag, den er meistern kann. „Wir arbeiten ja auch in Grenzbereichen“, sagt er, „da erfährt man bei Einsätzen, dass das Leben von jetzt auf gleich eine dramatische Wendung nehmen kann.“
Er hat seine Berufung gefunden. Und dies ist die schönste Erkenntnis in seinem noch jungen Berufsleben, das bereits mit vielen Etappen und Stationen ausgestattet ist. Er ist auch Rettungssanitäter, Rettungsschwimmer und Berufskraftfahrer – all diese Qualifikationen hat er während der Ausbildung zum Feuerwehrmann erworben. Für ihn ist es ein Traumberuf. Für viele andere junge Menschen eher nicht, denn es gibt einen deutlichen Mangel an Nachwuchskräften, wie Kollege Jan Neumann erzählt. Mögliche Gründe: Die Herausforderungen und Belastungen sind groß, physisch und mental.
Calabrese weiß um die gesellschaftliche Wertschätzung der Feuerwehr. Und er spürt in sich selbst ein Gefühl von Dankbarkeit. Es kommen noch herausfordernde Jahre auf ihn zu. Er freut sich darauf.