Kunden kämpfen um Filiale in West
Die Sparkasse will die Niederlassung am Berliner Platz schließen. Vor allem für Senioren ist das ein Problem.
Ratingen. Die Botschaft ist klar: „Die Filiale am Berliner Platz muss bleiben.“ Horst und Renate Kowalak kämpfen gegen die für Ende des Jahres geplanten Schließung der Filiale am Berliner Platz. Das Schließungsthema beschäftige viele ältere Leute: „Und es betrifft auch solche, die noch gar nicht ermessen können, was ab 1.1.2019 auf sie zukommt.“ In einem Brandbrief an den Verwaltungsrat und Velberter Bürgermeister Manfred Bolz sowie an Ratingens Bürgermeister Klaus Pesch erläutern sie, warum gerade Senioren nicht mit Selbstbedienungs-Filialen zufrieden sein können.
Horst und Renate Kowalak in ihrem Brief an den Bürgermeister
„Wir älteren Menschen sind darauf angewiesen, dass wir gerade in Gelddingen gut beraten werden können. Da brauchen wir weiterhin nicht nur Selbstbedienungsgeräte, sondern auch Sparkassenmitarbeiter in nächster Nähe. Wir beide haben aus diesem Grunde im August 2017 bei obiger Sparkassen-Filiale ein Konto eröffnet und dafür eines bei einer Online-Banking-Bank geschlossen. Wir wollten in zunehmend höheren Lebensalter einfach an den Schalter gehen und fragen können, wenn was zu klären ist.“
Es gebe in West-Mitte viele ältere Leute, die dankbar für eine in ihrer Nähe befindliche Filiale seien, wo sie Rat und Tat finden und wohin kurze Fußwege führen: „Wir glauben nicht, dass diese älteren Leute nun extra mit dem Bus zur Westtangente fahren möchten, wenn sie Finanzfragen haben, große und auch kleine.“ Und: „Die Sparkasse HRV sollte nicht wie andere eiskalt handelnde Finanzinstitute einfach einen Kahlschlag machen, wie man es wohl leider im BWL-Studium lernt. Schließlich ist die Sparkasse HRV eine Anstalt öffentlichen Rechts und hat auch soziale Verpflichtungen.“
Die evangelische Versöhnungskirche protestiert ebenfalls. Der Vorsitzende des Presbyteriums, Jürgen Lindemann: „Die Schließung geht zu Lasten von Personen, die nicht gut zu Fuß sind und die nun ihre Sparkasse nicht mehr fußläufig erreichen können. Diese Schließung geht ebenfalls zulasten der Geschäfte im Bereich Berliner Platz, die auch davon leben, dass Besuch der Sparkasse und Einkaufen miteinander verbunden werden. Nach dem Verlust der Post in zentraler Lage droht nun der Verlust der Sparkasse.“
Die Filiale an der Westtangente liege in Randlage, es gebe keine enge Beziehung zu vorhandenen Geschäften wie am Berliner Platz, und für motorisierte Kunden sei die Parkplatzsituation deutlich schlechter.
Lindemann erinnert an die besondere Verantwortung des Institutes: „Die Sparkasse ist eine kommunale Anstalt mit kommunaler Trägerschaft. Kommunen dürfen sich am Wirtschaftsverkehr nur beteiligen, wenn sie einen besonderen öffentlichen Zweck erfüllen, den sonstige private Firmen wie Banken nicht bieten. Der besondere Zweck einer Sparkasse ist, dass ihr Geschäftsgebaren primär daran ausgerichtet ist, den Geldverkehr der Bürger zu fördern und zu erleichtern. Deswegen ist es für den Bestand einer Filiale nicht entscheidend, wie groß ein Beratungsbedarf mit Geldanlagen ist, sondern wie groß überhaupt ein Beratungsbedarf ist.“
Und der sei riesig: „Regelmäßig bilden sich Schlangen vor dem Schalter, teilweise bis auf den Gehweg. Mitgrund: Bei der Schließung der Filiale in Tiefenbroich haben man den Kunden den Kunden geraten, „doch mit dem Bus zum Berliner Platz zu fahren“.