Kunden sind sauer auf Sparkasse

Neben der Filiale in West soll auch die Filiale der Sparkasse HRV in Ost schließen. Der Widerstand vor allem bei Senioren ist groß.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Der Unmut besonders der älteren Generation über die Sparpläne der Sparkasse HRV steigt: In West haben nach Angaben der Organisatoren bislang etwa 900 Bürger unterschrieben, darunter auch der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Diedrich (CDU). Er ist Vorsitzender des Bezirksausschusses Tiefenbroich: Dort hat man die Schließung einer Filiale bereits hinter sich. Nun regt sich auch in Ost der Widerstand gegen das Vorhaben, zum Jahresende auch den Standort in Ost auf Automatenbetrieb umzustellen.

Gisela Vatter, Kundin aus Ost

CDU-Ratsfrau Marion Weber setzt sich für den Erhalt ein. „Der persönliche Service der Sparkasse entfällt für das gesamte östliche Stadtgebiet. Einem Bereich, in dem sehr viele Menschen leben. Der Anteil an älteren Bürgern ist hoch.“ Unmittelbar hinter der Sparkassenfiliale sei aktuell der letzte Bauabschnitt des Wohnparks Ratingen-Ost mit 90 Seniorenwohnungen in Arbeit.

Ab Januar müssten alle Sparkassenkunden zur Beratung und Abwicklung ihrer Bankgeschäfte in die Hauptstelle der Sparkasse auf der Düsseldorfer Straße. „Diese Entfernung ist für die älteren Anwohner nicht zumutbar. Gerade sie benötigen den Service, da vielen der Umgang mit Online-Banking und Überweisungsterminals schwer fällt“, so Weber. „Die Sparkasse HRV sollte nochmals darüber nachdenken, ob sie ihrer Gewährleistungsfunktion für eine flächendeckende Versorgung aller Bevölkerungsschichten mit Bankdienstleistungen im Rahmen ihres öffentlichen Auftrags dann noch ausreichend nachkommt.“

Senioren in Ost machen sich bereits Sorgen, wie sie künftig Geldgeschäfte vor Ort tätigen sollen. In einem Schreiben weist Gisela Vatter auf die Situation hin: „Wie in West leben auch dort viele ältere Bürger, die mit den Selbstbedienungsautomaten nicht zurechtkommen, oft auch nicht mehr Auto fahren.“

Sie wolle mit ihrem Mann (beide „70plus“) in die Eisenhüttenstraße ziehen, um sich zu verkleinern. Im Wohnpark Ost lebten überwiegend Senioren, unter anderem im betreuten Wohnen, die den Einkauf zu Fuß mit den Erledigungen bei der Sparkasse verbinden: „Dort möchten sie Menschen vorfinden, die sie beraten und ihnen behilflich sind.“ Seit die Wohnung gebaut werde, suche sie vermehrt die Filiale an der Homberger Straße auf und erlebe, „dass sich dort oft Schlangen an Schaltern bilden, die belegen, dass sehr wohl Beratungsbedarf vorhanden ist“.

Mittlerweile haben die Organisatoren der Unterschriftensammlung in West, die beiden Kirchengemeinden und die Volkssolidarität, ihr Flugblatt zur Sammlung „auf neutral“ umgestellt: Auch die Filiale in Ost ist nun eingeschlossen. Die Unterschriftenlisten wurden in mehrere Sprachen übersetzt und liegen an vielen Stellen in West aus, und bald wohl auch in Ost. „Für mich war der Protest in West Anstoß, auch gegen die Umwandlung der Filiale in Ost aktiv zu werden“, sagt Gabriele Mackenberg. Die Argumente in West seien fast deckungsgleich mit der Situation in Ost.

Die Sparkasse weist darauf hin, dass die betroffenen Filialen „de facto schon heute vor allem als Selbstbedienungsstandorte genutzt“ würden. Und: Solche Standorte seien „nicht wirtschaftlich und aus kaufmännischer Sicht als personenbedienter Service- und Beratungsstandort nicht zu halten“.