Maßatelier Rosendahl: Die Hüter der feinen Stoffe
Seit 85 Jahren fertigt das Familienunternehmen Rosendahl maßgeschneiderte Kleidung.
Ratingen. Er hätte das nicht machen müssen. Zurückkommen in die kleine Stadt. Und das Geschäft übernehmen, in dem noch immer die Nähmaschinen des Großvaters stehen, dort, wo sein Onkel schon seit Jahrzehnten Stoffbahnen zuschneidet.
Nach seiner Schneiderlehre im Familienbetrieb studiert Michael Rosendahl Modedesign in Trier, als Produktmanager reist er für eine große Bekleidungskette durch die Welt. Doch nach einigen Jahren hat er genug. „Ich hatte Sehnsucht nach dem Persönlichen, der Nähe zum Kunden“, sagt der 43-Jährige. Seit 2009 leitet er das Maßatelier Rosendahl.
Bewusst hält er an den Grundprinzipien des Familienunternehmens fest. Dazu zählt neben der Qualität der Waren vor allem der Kundenkontakt. „Viele Sachen, die man bei uns kaufen kann, gibt es auch in größeren Häusern“, sagt er. Aber die Beratung sei es, die die rund 850 Stammkunden an dem Geschäft schätzen.
„Man kriegt hier so viel mit. Von den meisten kenne ich die gesamte Familiengeschichte.“ Sicher auch die von Frau Sattler. Bestimmt seit einer halben Stunde läuft Rosendahl immer wieder zwischen der Umkleidekabine, in der die ältere Dame sich beraten lässt, und der Schneiderstube hin und her. Sucht Stoffproben und bespricht geduldig Änderungswünsche.
„Es ist alles klein hier, dafür machen wir es perfekt“, sagt Rosendahl. Was von außen vielleicht an einigen Ecken so wirkt als sei die Zeit stehen geblieben, verändert sich hinter den Kulissen. Dranbleiben müsse man. „Wir investieren viel in Werbung oder den Internetauftritt. Nur mit verklärter Romantik kann man nicht überleben“, ist sich der Geschäftsführer bewusst.
Seit beinahe 85 Jahren gibt es den Betrieb mittlerweile. Früher machten Maßanzüge einen großen Anteil am Geschäft aus. Heute gibt es auch Ware von der Stange — billig ist die natürlich auch nicht. „Unsere Kunden sind qualitätsbewusst, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis muss schon stimmen.“
Das stimmt auch bei einem Maßanzug. Immerhin stecken 80 bis 90 Stunden Arbeitszeit darin. Dafür muss der künftige Träger dann ein paar tausend Euro aufbringen. „In einer gewissen Position braucht man das einfach“, sagt Rosendahl.
Politiker etwa oder Wirtschaftsbosse lassen sich die feinen Stoffe in Ratingen auf den Leib schneidern. Etwas günstiger ist die Maßkonfektion. Sie startet bei 600 Euro. Wie beim teureren Bruder wird alles ganz genau ausgemessen — gefertigt wird der Anzug dann allerdings innerhalb von rund vier Wochen industriell.
200 Stücke gehen davon pro Jahr über die Ladentheke. Ein Geschäft, das funktioniert in der kleinen Stadt. Fernab vom Chic der hektischen Modewelt.