Verein „Lischa“ Ratingerin unterstützt Mädchen in Nepal
Ratingen. · Gudrun Warias-Jankowski ist Mitbegründerin eines Vereins, der Bildungsprojekte fördert.
„Nepal ist meine Herzensangelegenheit“, sagt die 66-jährige Gudrun Warias-Jankowski Pensionärin aus Ratingen-Süd. „Die Menschen sind für mich etwas scheu, aber dafür sehr herzlich, freundlich und wissbegierig – alles trotz der Armut. Das ist toll zu sehen.“ Seit 2012 reist die frühere Finanzbeamtin in das nach Tibet zweithöchste Land der Welt mit knapp 30 Millionen Einwohnern.
Es geht ihr dabei nicht so sehr um das Exotische und Außergewöhnliche, das das kleine, vom Hinduismus und Buddhismus geprägte und für Europäer eher unbekannte Land im Hochgebirge zwischen Indien und Tibet bietet. Sie will den Menschen vor Ort helfen. „Ich habe 2011 den Verein Lischa (eine Zusammensetzung aus Licht und Schatten) mitgegründet und wollte unbedingt sehen, was ich da mitgegründet habe. Ein Jahr später bin ich nach Nepal geflogen. Die Menschen dort sind mir von Beginn an sehr nahe“, erklärt die gebürtige Duisburgerin, die sich immer schon für Asien und die asiatische Kultur interessiert hat. Die Verbindung von Demut und Dankbarkeit fasziniere sie. „Das habe ich in meinen deutschen Alltag integriert. Auch ich bin viel gelassener geworden.“ Ganz nach Nepal auswandern, wie ihre Freunde aus dem Verein, möchte sie nicht. Der sichere Hafen Deutschland mit den sozialen Bindungen sei ihr einfach zu wichtig.
Der Verein Lischa, die zweite Herzensangelegenheit der 66-Jährigen, ist ein Verein, der Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. In den Anfangsjahren vermittelte er Paten für Mädchen und junge Frauen. Schnell sei der Verein gewachsen, seine Leitung wurde zeitintensiver und professioneller.
„Heute betreuen wir mehr als 1300 Mädchen; haben die Patenschaften aufgegeben und einen Bildungsfonds ins Leben gerufen“, sagt Warias-Jankowski, die im kommenden Mai wieder für einen Monat ins Mount-Everest-Land reist. „Lischa“ finanziere über Spenden und Vereinsmitgliedsbeiträge seither jede Menge Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten, Bildungsprojekte für benachteiligte Mädchen und investiere in die berufliche Aus- und Weiterbildung vor Ort.
Besonders Mädchen sind
häufig Analphabeten
Noch immer fehlen in Nepal Schulen und die Schulwege für die Kinder der Bergdörfer sind hart und gefährlich. Das Ziel vieler Familien ist immer das gleiche: Kinder, vor allem Jungen, zur Schule zu schicken. Denn der Anteil der Analphabeten liegt in Nepal bei mehr als 50 Prozent. Vor allem Mädchen seien davon betroffen, sagt Gudrun Warias-Jankowski. Bildung ist, wie so oft, der einzige Ausweg auf ein besseres Leben.
Daher liege der Fokus noch immer stark auf der Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und jungen Frauen, die im ethnisch und kulturell diversen Nepal mit tradierten Rollenmodellen zu kämpfen hätten. „Teilweise werden Mädchen mit zwölf Jahren schon verheiratet. Mit 20 Jahren sind sie dann mehrfache Mutter“, sagt Warias-Jankowski. „Lischa“ wolle die jungen Frauen von dieser Rollenerfüllung befreien. Der Verein habe ein Schneiderinnenprojekt in der Projektregion Kankada aufgelegt. „Dort werden Frauen ausgebildet und verdienen ihre ersten eigenen nepalesischen Rupien.“ „Lischa“ beschäftigt lokale Mitarbeiter und ist zu einem nicht unwichtigen Arbeitgeber in der Region geworden. „Für uns arbeiten etwa 40 Nepalesen“, sagt Warias-Jankowski.
Nach dem gewaltigen Erdbeben vor fünf Jahren, das erhebliche Schäden verursachte, hat „Lischa“ den Wiederaufbau von 16 Schulen beendet. Außerdem bietet „Lischa“ 2600 Kindern täglich warmes Essen.