Ohne Pumpen nasse Keller
In der Siedlung „Living Lintorf“ reicht das Grundwasser fast bis ans Fundament. Ohne spezielle Technik könnten die Häuser absaufen.
Lintorf. Wenn der Rheinpegel sinkt, freuen sich die Arbeiter auf der Baustelle für die neue Siedlung „Living Lintorf“. Denn dann haben die Pumpen weniger Arbeit, die Tag für Tag rund um die Uhr das Areal zwischen Duisburger Straße und Brandsheide trockenlegen. „Das Grundwasser steht hier etwa 50 bis 80 Zentimeter unter dem Fundament“, sagt Oberbauleiter Stefan Glauer. Steigt der Pegel des Rheins, steigt auch das Grundwasser auf dem Baugelände — mit etwa einer Woche Verzögerung.
Damit die Errichtung der insgesamt 32 Doppel- und Einzelhäuser nicht vom Stand des Rheinpegels abhängt, hat der Immobilienentwickler Bouwfonds Vorsorge getroffen: Mit Schläuchen, Rohren, Pumpen, Filtern und Auffangbecken wird dafür gesorgt, dass das Baufeld nicht absäuft.
Die großen Kolbenpumpen sind zwar leise, aber dennoch unüberhörbar. Das rhythmische Geräusch gehört Tag und Nacht zur Baustelle. Die Pumpen sind ohne Unterbrechung in Betrieb. Armdicke blaue Kunststoffrohre laufen auf die Anschlüsse zu, ein beindicker Schlauch leitet das angesaugte Wasser weiter — in immer dickere Rohre, die kreuz und quer über das weitläufige Gelände verlaufen.
Zunächst wird das abgepumpte Wasser in ein Auffangbecken geleitet, in dem es stark mit Luft angereichert wird. Grund: Das Wasser ist sehr eisenhaltig. Durch den Sauerstoff oxidiert das Eisen und kann anschließend aus dem Wasser entfernt werden. „Unbehandelt wäre es eine braune Brühe — nicht schädlich, aber unansehnlich“, sagt Glauer. Anschließend wird das Wasser durch Sand-Kies-Filter gereinigt.
Gewonnen wird das Wasser aus etwa 80 Zentimetern Tiefe. Durch jedes Baugrundstück wurden Schlitze in den Boden gegraben, in die Drainagerohre gelegt wurden. Durch sie wird das Grundwasser abgepumpt und auf gleicher Höhe gehalten. Glauer: „Fünf bis sechs Kubikmeter pro Stunde holen die Pumpen aus dem Boden.“
Für die Baustelle sind die Pumpen unverzichtbar. Ohne sie würde das Grundwasser über die Bodenplatten der Häuser steigen. Stehen die Kellerseitenwände bereits, würde das Gebäude ab einem Wasserstand von 1,50 Metern auftreiben wie ein Boot. „Wenn das Erdgeschoss drauf ist, können wir die Pumpen abschalten. Dann ist das Eigengewicht hoch genug“, sagt Glauer. Jede Pumpe ist an ein Alarmsystem angeschlossen. Fällt eine aus oder gibt es Stromausfall, geht per Funk ein Alarm an die Firma. Manchmal werden die Kabel geklaut, einmal haben sie die ganz Pumpe mitgenommen“, sagt ein Mitarbeiter.
Damit die Feuchtigkeit für immer draußen bleibt, werden die Keller wasserdicht als „weiße Wanne“ errichtet — nicht gemauert, sondern aus Beton gegossen.