Ostbahnhof: Werbung fürs Sorgenkind
Seit Donnerstag gibt es ein Exposé der Verwaltung, mit dem nun der Ostbahnhof beworben werden soll. Stadt hofft auf viele Bieter für das Objekt.
Ratingen. Wenn Bürgermeister Harald Birkenkamp am Dienstag zur Gewerbe-Immobilienmesse „ExpoReal“ nach München fliegt, hat er auch eine dicke Werbebroschüre für ein Objekt im Gepäck, das der Stadt seit Jahren Sorgen macht: den Ostbahnhof.
Donnerstagmittag ist das von der Verwaltung erstellte Exposé druckfrisch geliefert worden, mit dem jetzt verstärkt bei Interessenten und Investoren für den Ostbahnhof geworben werden soll. „Eigentlich ist es weniger ein Exposé als vielmehr eine umfangreiche Nutzungsexpertise mit vielen wertvollen Tipps“, erklärte Gerd Willms, Leiter des Hochbauamtes. Neben den wichtigen Gebäude-Kenndaten gebe es auch umfassende Infos über Stellplatzbedarfe, Auflagen bei Veranstaltungen, Lärmschutzvorgaben, Infos zum infrastrukturellen Umfeld und vieles mehr.
Parallel zur „ExpoReal“ will die Stadt demnächst „20 bis 30 potenzielle Interessenten“ mit dem Exposé gezielt über den Ostbahnhof informieren.
Vielleicht bringt die Vermarktungsoffensive endlich Schwung in die Sache. Seit die Stadt das denkmalgeschützte Gebäude von der Deutschen Bahn gekauft hat, fehlt es an einem tragbaren Nutzungskonzept für den teilweise leerstehenden Bahnhof. Zwischenzeitlich gab es Überlegungen, dort ein Jugendkulturzentrum einzurichten. Doch die wurden schnell zu den Akten gelegt: Das Gebäude hätte einen millionenteuren Lärmschutz benötigt.
Immer wieder im Gespräch war auch eine Nutzung als Gastronomie. Dazu hatte die CDU-Mitte im Sommer auch eine offene Bürger-Umfrage gestartet, um zu erfahren, welche Vorstellungen es in der Bevölkerung gibt. Als Wunsch habe sich ein Restaurant herauskristallisiert, mal mit Kultur, mal mit Events oder Jugendaktivitäten, fasst die Vorsitzende der CDU-Mitte, Brigitte Schwerdtfeger, die Ergebnisse zusammen. „Der Bürgerwille ist realistisch umsetzbar. Hier kommen täglich tausende von Menschen hin, und der nahe gelegene Top-Bürostandort Balcke-Dürr ist mit Speisemöglichkeiten hoffnungslos unterversorgt.“
Die CDU-Mitte möchte nun schnellstmöglich einen Bieter-Wettbewerb initiieren. Schwerdtfeger erinnert dabei an einen Ratsbeschluss von 2007, die Forderung nach einem Ideenwettbewerb in 2008 und dem Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses, endlich ein schlüssiges Nutzungskonzept zu erarbeiten. Passiert sei aber bis heute nichts.
Die „Schmuddel-Eingangspforte“ zur Stadt ist der CDU dabei ein besonderer Dorn im Auge. Der neue Pächter werde selbst ein Interesse an einem ordentlichen Erscheinungsbild haben. Favorisiert wird eine „langfristige Verpachtung an einen leistungsfähigen Gastronomiebetrieb, der einen modernen schnellen Mittagstisch für den Bürostandort Balcke-Dürr ebenso anbietet wie die Café-Lounge für den Nachmittag. Abends und am Wochenende bietet sich eine gutbürgerliche Karte mit musikalischen oder kulturellen Events an. Die obere Etage kann für private Feiern, als Tagungs-, oder Besprechungsraum genutzt werden.“ Ein Verkauf komme nicht in Frage, sagt Schwerdtfeger, weil man dann langfristig jeden Einfluss auf die Nutzung verliere.