Ostern: Hühner machen jetzt Urlaub
Für die Tiere bedeuten die Wochen vor dem Fest wahren Stress. Allein eine viertel Million Eier wurden gefärbt.
Ratingen. Eier — wohin man schaut nur Eier: weiße Eier, braune Eier, Eier in allen Regenbogenfarben. Bei Bauer Huber dreht sich in diesen Tagen alles um das „am besten verpackte Lebensmittel“, wie Peter Huber lachend sagt. Klar, dass die Osterzeit vor allem Eierzeit ist. Aber wie schaffen es seine 30 000 Hühner, den enormen Mehrbedarf punktgenau zu decken?
„Frisch gefärbt sind die Eier rund vier Wochen haltbar, wir haben also schon einen Zeitpuffer und eine gewisse Vorlaufzeit“, erklärt Huber, der in zweiter Generation das Gut Aue an der Ratinger Stadtgrenze zu Hubbelrath führt. Für die gefärbten Eier sind vor allem die jungen Hühner „zuständig“, weil sie kleinere Eier legen. Die älteren legen größere, die schwerer zu kochen sind.
Das bunte Design verpasst der Huber-Hof den Eiern nicht selbst: „Wir lassen färben.“ Rund eine viertel Million Eier hatte Huber in den vergangenen Wochen zu einem Färbebetrieb nach Breckerfeld gebracht. „Eine eigene Färbestraße ist zu teuer: Dafür bekommt man schon ein kleines Einfamilienhaus.“
Seine 30 000 Hühner tummeln sich in verschiedenen Bereichen. 25 000 leben in Bodenhaltung, wobei manche Ställe auch zweistöckig ausgebaut sind. 1500 werden in „Kleingruppen“ gehalten, wie im Fachjargon die Käfighaltung heißt. Und etwa 4000 tummeln sich im Freiland.
Wobei sich die Freilandhühner offenbar am liebsten im Stall aufhalten. „Dort ist es warm, und es gibt Wasser und Futter“, sagt Huber. Draußen ducken sich die Tiere meistens unter Bäumen und Sträuchern. Den Grund dafür zeigt Huber am Himmel: Dort kreist ein Hühnerhabicht in großen Schleifen. Und nachts müssen eh alle in den Stall — der Füchse wegen.
Das Körner-Futter mischt Huber selbst — größtenteils aus eigenem Anbau. Da die Zusammensetzung auch den Geschmack der Eier beeinflusst, hat Familie Huber im Selbstversuch getüftelt, bis das richtige Mischungsverhältnis gefunden war.
Die 26 000 Eier, die Hubers Hühner täglich legen, sammelt niemand von Hand ein — das wäre personell gar nicht zu schaffen. Die gelegten Eier rollen aus den schräg angelegten Nestern auf ein schmales Förderband, das die Eier aus den Ställen — teilweise unterirdisch — zur Sortieranlage transportiert. Dort werden sie durchleuchtet, auf Fehler in der Schale geprüft und dann von 275 geeichten Greifern in Kartons gelegt. Dank der eingebauten Waagen sortieren die Greifer die Eier automatisch nach Gewichtsklassen: S, M, L und XL.
Nach Ostern bekommen die Hühner Urlaub, sagt Huber. „Das sind Hochleistungstiere, denen wir eine Legepause gönnen müssen. Sie werden auf Schmalkost gesetzt, legen keine Eier und wechseln ihr Gefieder. Danach sehen sie wieder taufrisch aus.“