Poller sperren die City ab
Seit Montag sind die Sperrpfosten in Betrieb. Anlieferer ärgern sich, Fußgänger freuen sich über die Blockade.
Ratingen. Vor fünf Jahren wurden sie beantragt, vor zwei Jahren beschlossen, seit gestern sind die Absperrpoller, die die Fußgängerzone von unerlaubtem Fahrzeugverkehr freihalten sollen, nach monatelanger Verzögerung endlich in Betrieb. Um Punkt 10 Uhr fuhren die Edelstahlsäulen aus dem Boden. Rote LED-Leuchten und ein Reflektorstreifen am oberen Ende sorgen dafür, dass die Sperren auch im Dunkeln wahrgenommen werden.
„Ich find’ das gut, dass die Poller jetzt da sind. Hier gab es doch fast jeden Tag Remmidemmi mit den Autos und Lastern“, freute sich Zervko Simonviz. „Jetzt kann ich hier in aller Ruhe gehen und muss mich nicht dauernd wegen der Autos umdrehen.“ Umdrehen musste dagegen der Fahrer eines Geldtransporters, dessen Tour vor der ausgefahrenen Sperrsäule endete. Er stieg kurz aus, schaute auf den Poller, dann auf die Infosäule, setzte sich wieder hinters Lenkrad und rangierte rückwärts.
„Die sind doch totaler Blödsinn“, sagte Werner Poleh über die Poller. Natürlich seien immer wieder Autos hier hineingefahren, ihn habe das aber nie sonderlich gestört. In der vergangenen Woche hat ein älterer Herr aber heftig deswegen geschimpft. Es hätte doch gereicht, wenn Polizei und Politessen ein Auge darauf haben. „Dafür muss man doch nicht gleich diese teuren Dinger einbauen“, sagte der Senior.
Etwas ratlos stand gegen 10.30 Uhr Berno Blaschke vor den „teuren Dingern“: Eine Stunde zuvor hatte er mit seinem Laster noch problemlos bis zum Marktplatz fahren können. „Wir müssen den Weihnachtsmarkt bei der Kirche abbauen. Wie soll das denn jetzt gehen? Meine Kollegen sind noch dort.“
Er habe schon gewusst, dass die Poller in Betrieb gehen, aber dass die so pünktlich seien? Als er seinen Lastwagen rückwärts setzte, kam es zum mittelschweren Chaos: Ein Pkw hinter ihm wollte ebenfalls in die Fußgängerzone und musste zurück, rangieren und wenden, gleichzeitig bog aus der Wallstraße ein Auto nach dem anderen ein.
„Wir begrüßen, dass die Poller jetzt endlich da sind“, sagte Sabine Holten, Mitinhaberin von „Trip & Travel“ auf der Oberstraße. „Hier sind immer so viele Fahrzeuge durchgefahren — auch in Gegenrichtung und mit einem Tempo, das in einer Fußgängerzone gar nicht geht. Ich denke, das tut dem Einkaufsklima gut.“ Zugleich räumte sie ein, dass vor allem Geschäfte mit späten Öffnungszeiten Probleme mit der Anlieferung bekommen könnten. „Für deren Lieferanten ist das Zeitfenster schon sehr klein.“
Dirk Winkelmann, Abteilungsleiter im Tiefbauamt, rechnet damit, dass es noch „eine Zeit lang“ dauern werde, bis sich die Sperrzeiten bei allen Lieferanten herumgesprochen haben. Er weiß auch, dass die Poller jetzt manchem Paketdienst „den engen Terminplan auseinanderhauen“ werde. Zur Not müssten die ihre Touren anders zusammenstellen.
„Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Tagen hier und da noch feinjustieren werden.“ Auch sollen Schilder auf die Öffnungszeiten der Poller und eine Servicenummer hinweisen.