Rat macht Weg für Quartier frei

Auf dem ehemaligen Goldkuhle-Gelände in Hösel wird es Kita, Wohnungen und Einzelhandel geben.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Jochen Kral, der Technische Beigeordnete, wirkte erleichtert. Nun kann er planen, denn der Rat hat ihm die wesentlichen Eckdaten an die Hand gegeben, die er für das weitere Vorgehen benötigt. Auf gemeinsamen Antrag von SPD und Bürger Union (BU) hat sich das Stadtparlament nun darauf geeinigt, die Fläche für einen geplanten Rewe-Supermarkt auf 1000 Quadratmeter zu beschränken. Zudem sollen auf dem Areal zwischen 20 und 25 Prozent der Wohnungen preisgedämpft sein. In diesem Punkt sah sich vor allem die SPD-Fraktion verwirklicht, die seit langem mehr bezahlbaren Wohnraum fordert.

Die CDU-Fraktion hatte zunächst eine Sitzungsunterbrechung beantragt, schwenkte dann auf den gemeinsamen Kurs ein. Rainer Vogt, Fraktionschef der Bürger Union, hatte betont: „Wir haben lange mit uns gerungen, schließlich wollen wir vermeiden, dass das Hösel-Center ausblutet. Die Einzelhandelsfläche von 1000 Quadratmeter auf dem ehemaligen Goldkuhle-Gelände ist noch vertretbar.“

Auf dem ehemaligen Goldkuhle-Gelände soll ein neues schickes Quartier entstehen: ein Rewe-Supermarkt, eine Kindertagesstätte, etwa 150 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern, dazu preiswerter Wohnraum über der städtischen Kita — also auch über dem Supermarkt. Hans Schönberg von Ten Brinke in Düsseldorf hat Rewe ursprünglich 1500 Quadratmeter Verkaufsfläche angeboten. Das neueste Gutachten des Büros Stadt + Handel, in Auftrag gegeben von der Stadt, empfiehlt mit Blick auf die bestehenden Geschäfte in Hösel und die sehr deutliche Unterversorgung in diesem Stadtteil etwa 1000 Quadratmeter für einen Rewe-Markt. Der Markt im Hösel-Center, in dem Edeka den ehemaligen Kaiser’s übernommen hat, bietet etwa 750 Quadratmeter. Erhard Schäfer, der Erbauer und Eigentümer des Centers, sieht im Gegensatz zu Baudezernent Jochen Kral keinerlei Ausbaumöglichkeiten und fürchtet wie Optiker Guido Palm um die Rentabilität der dortigen Läden.

Hans Schönberg, Ten Brinke

Heinz Bieger vom Höseler Kaffeehaus bewertet die Bäckertheke im Rewe als existenzbedrohende Konkurrenz. Klar wurde, dass es auch um den seit Jahren enormen Kaufkraftabfluss Richtung Heiligenhaus gehe: Für die Wocheneinkäufe fahren die meisten Höseler entweder zum Real nach Breitscheid oder ins Einkaufszentrum nach Heiligenhaus. „Es gibt kein Konkurrenz-Verbot“, betonte Hans Schönberg. Und: Wenn sich das Projekt nicht mehr rechne, sei man „raus“. „Insgesamt steht auf dem Goldkuhle-Gelände eine Gesamtinvestition von etwa 65 Millionen Euro an. Eine derartige Größenordnung wird es in Hösel nur einmal geben“, sagte er.

Ratingens Baudezernent Kral betonte: „Der Einzelhandels-Gedanke war uns sehr wichtig.“ Laut Gutachten („Stadt + Handel ist nicht für Gefälligkeitsgutachten bekannt“) würde ein Rewe-Markt mit der auf etwa 1000 Quadratmeter begrenzten Verkaufsfläche nur sechs Prozent Umsatzverluste im Zentrum von Hösel bedeuten: „Erst ab zehn Prozent wird es kritisch.“ Laut Gutachten zieht allein das Einkaufszentrum Oberilp etwa 30 Prozent Kaufkraft aus Hösel und Eggerscheidt ab.

Ein zweites Zentrum in Heiligenhaus ist geplant. Trotz eines neues Marktes bliebe immer noch eine Unterversorgung im Stadtteil Hösel. Das soll sich ändern.