Anwohner resignieren Berliner Platz wird zur Rennstrecke
Ratingen · Der Berliner Platz in Ratingen West ist der zentrale Treffpunkt des Stadtteiles. Immer mehr Autofahrer haben ihn als Abkürzung entdeckt.
Der Berliner Platz ist für viele Bürger im Stadtteil West so etwas wie ein zweites Wohnzimmer. Man trifft sich dort, hält einen Plausch, Kinder spielen und Besucher des Einkaufszentrums Mosaik machen hier Rast. Doch immer häufiger wird die Ruhe durch Autofahrer gestört, die den weitläufigen Platz als Abkürzung für sich entdeckt haben.
Katja Metz ist seit rund vier Jahren als Bezirksbeamtin im Stadtteil unterwegs. Früher, so stellt sie fest, hätten sich ein paar vereinzelte Unverbesserliche auf den Berliner Platz verirrt. „Wir verzeichnen seit einigen Monaten ein deutlich steigendes Ausmaß.“ Besonders am späten Nachmittag und in den Abendstunden queren Autofahrer den Platz. „Mal eben kurz vor der Bäckerei oder dem Kiosk anhalten, Brötchen oder Kaffee holen, sind an der Tagesordnung“, so Metz.
Zum Teil nehme die Missachtung der Verkehrsregeln bedenkliche Ausmaße an, findet Metz. So konnte sie bereits beobachten, dass Fahrzeuge durch die Unterführung unter den Himmelshäusern Jenaer Straße hindurchfahren. „Eine gefährliche Situation“, findet sie. Kinder oder Senioren hätten durch die eingeschränkte Sicht kaum eine Möglichkeit zu reagieren. „Es ist ein Wunder, dass da noch nichts passiert ist.“
Gemeinhin wird der Bereich rund um das Einkaufszentrum Mosaik als Fußgängerzone verstanden. Nur – kein einziges Schild weist das Areal als solche aus. Damit wäre eindeutig geregelt, dass das Gelände ausschließlich Fußgängern vorbehalten ist. „Zusatzschilder könnten Fahrradfahrern und dem Lieferverkehr eine Durchfahrt erlauben.
Ursprünglich waren die Zufahrten zum Berliner Platz durch Poller abgesperrt. Diese wurden im Laufe der Jahre jedoch beschädigt, entwendet und zum großen Teil nicht ersetzt. Freie Fahrt also für die Autofahrer.
Bürger machten Politik
auf das Problem aufmerksam
Die Bürger selbst hätten bereits resigniert, so Metz. Wieder und wieder hätten sie versucht, bei der Politik Aufmerksamkeit für die Problematik zu erzeugen. Ohne Erfolg. Mitte vergangenen Jahres drang der Hilferuf der Bürger jedoch zur Bürger Union durch, die einen Antrag auf den Weg brachte, in dem sie forderte, den Platz als Fußgängerzone auszuweisen. Für Geschäfte (viele von ihnen sind durch rückwärtige Anfahrten ebenfalls erreichbar) sollten feste Anlieferzeiten installiert werden. Außerdem forderte die BU, den Berliner Platz erneut durch Poller zu sichern.
Vor wenigen Wochen, so Metz, seien tatsächlich Schilder aufgestellt worden. Allerdings ist die Polizeibeamten mit der Beschilderung unzufrieden. „Sie lösen das Problem nicht“, sagt sie. So wurde ein Schild an der Jenaer Straße so versteckt aufgestellt, dass es von Bäumen verdeckt wird. Ein zweites vor der Sparkassenfiliale stünde auf der falschen Straßenseite (nämlich rechts statt links) und sei für Autofahrer möglicherweise kaum wahrnehmbar.
Ein drittes Schild steht so unglücklich vor dem Durchgang durch das Wohnhaus Jenaer Straße, dass es für Autofahrer nur erkennbar wäre, wenn sie sich entgegen der Fahrtrichtung bewegen würden. Und allesamt sind es „Fußgänger-Schilder“, die einen Fußgängersonderweg ausweisen. Die erhofften Schilder, die auf eine Fußgängerzone hinweisen, sind nicht installiert worden.
Ein Umstand, der es Metz schwer macht, sich bei den Verkehrssündern durchzusetzen. Wird ein Autofahrer auf dem Berliner Platz erwischt, kostet ihn das rund 50 Euro. Eine teure Abkürzung also. Metz hatte auf eine eindeutige Lösung gehofft. So bewegen sich Polizei und Verkehrsteilnehmer in einer rechtlichen Grauzone.
Die Polizeibeamten können also nur eindeutige Verstöße ahnden. Die Verkehrssünder fühlen sich also relativ sicher, nutzen zum Teil sogar schamlos die Gelegenheit, sich an dem angehaltenen Fahrzeug vorbeizuschlängeln, wohl wissend, dass die Beamten sich nicht zeitgleich um einen zweiten Verkehrssünder kümmern können. Bislang, so Metz, habe es keine gravierenden Unfälle gegeben. „Ich hoffe, das bleibt auch so.“