Fahrradfahren in Ratingen Ratinger Radler sind nicht zufrieden
Ratingen. · Seit 2012 bewerten Ratinger bei einer ADFC-Umfrage die Fahrradfreundlichkeit ihrer Stadt. Seit 2016 belegt die Dumeklemmerstadt immer schlechtere Ränge. Jetzt darf wieder bewertet werden.
Es fing alles so gut an. Im Jahr 2011 erstellte die Stadt Ratingen den Masterplan Radverkehr. Ambitioniert gingen die damaligen Radverkehrsbeauftragten ans Werk. Nicht nur die Radfahrer honorierten die Bemühungen – im Jahr 2103 ist die Dumeklemmerstadt zur fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadt gekürt worden. Dann tat sich nicht mehr viel.
Das wird auch in den Abschlussbewertungen des Fahrradklimatests sichtbar, den der Allgemeine Deutsche Fahhrad Club (ADFC) alle zwei durchführt. Hier werden Bürger aufgerufen, ihre Stadt in puncto Fahrradfreundlichkeit zu bewerten. Anfangs noch im Mittelfeld zu finden, rangierte Ratingen nach der letzten Auswertung im Jahr 2018 auf Platz 91 von 106 teilnehmenden Städten ähnlicher Größe.
Die Stadt konnte sich in keinem einzigen Punkt verbessern
In keinem einzigen Punkt konnte sich die Stadt verbessern. Stattdessen kritisierten die Bürger insbesondere den Zustand der örtlichen Radwege, deren Reinigung und fehlenden Winterdienst. Minuspunkte gab es auch für mangelnde Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen, die Ampelschaltungen und die Führung an Baustellen. Eine der wenigen Stärken ist die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Rad.
ADFC-Vorstand Helmut Löffelmann, Vorstand im ADFC Ratingen, sagt zu dem Ergebnis: „Die Stadt Ratingen hat vor zwei Jahren eine sehr blamable und eigentlich vernichtende Beurteilung bekommen.“ Tourenleiter Tim Fuhrmann ergänzt: „Wir befürchten auch diesmal wieder eine schlechte Note.“ Und nicht nur das.
Alle sieben Jahre muss die Mitgliedschaft Ratingens in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte neu beantragt werden. In diesem Jahr ist es so weit. Die Verwaltung hat die Verlängerung beantragt. Eine Prüfung des Antrags steht derzeit noch aus.
In einer Stellungnahme listet der ADFC diverse Kritikpunkte auf: Eingebrachte Vorschläge der örtlichen ADFC-Ortsgruppe werden nur rudimentär und nach mehrfachem Nachhaken berücksichtigt; von Bürgern oder dem ADFC gemeldete Mängel werden zum Teil jahrelang nicht abgearbeitet; Schilder werden nicht aufgestellt – dies fiel besonders unangenehm am Lohofweg/ Einmündung Knittkuhler Straße auf. Dort wurde nach einem Unfall Anfang 2020 festgestellt, dass das angeordnete Zusatzzeichen „Radfahrer kreuzen von rechts und links“ seit Jahren nicht umgesetzt wurde.
Fuhrmann nennt ein weiteres Beispiel: „Auf der Düsseldorfer Straße wird der Radweg sehr unglücklich über die Gleise geführt.“ Dauerbrenner sind auch die Radwege von Lintorf und Homberg in die Innenstadt. Hier erobert die Botanik die Wege langsam zurück. Alles in allem hält Tim Fuhrmann die „Infrastruktur für nicht angemessen, nicht komfortabel, und vor allem fehlt ein durchgängiges Konzept“. Die Stadt weiß um diese Kritikpunkte. „Wir setzen die Maßnahmen, die im Masterplan Radverkehr verankert sind, sukzessive um“, erläutert Nora Evers, Mitarbeiterin im Amt für Stadtplanung. „Doch manchmal sind uns die Hände gebunden.“ So fallen die Radwege Düsseldorfer Straße, Mettmanner Straße oder auch entlang der Krummenweger Straße nicht in den Zuständigkeitsbereich der Stadt. „Wir führen diesbezüglich viele Gespräche mit dem Kreis Mettmann und Straßen NRW“, so Evers.
Fünf Ingenieursstellen
sind derzeit unbesetzt
Der Austausch mit dem ADFC Ratingen hat eine lange Tradition. „Wir nehmen die Anregungen gerne auf“, so Evers. Die Umsetzung bremst jedoch ein anderes Problem aus. „Wir haben derzeit fünf unbesetzte Ingenieursstellen.“ Die Verwaltung hat zwar eine zweite Stelle für einen Fahrradbeauftragten geschaffen, diese ist derzeit jedoch nicht besetzt. Martin Willke, der eine der beiden Stellen bekleidet, kümmert sich zusätzlich um Stadtplanungsaufgaben. Das mag die Antwort auf die Kritik des ADFC sein, dass zwar Mittel für den Ausbau des Radverkehrsnetzes in Ratingen im Haushalt eingestellt, aber nicht abgerufen worden sind. Nora Evers ist dennoch zuversichtlich: Sobald die Stellen besetzt sind, wird der Faden wieder aufgenommen.