Ratingen Schützensilber bleibt liegen

Ratingen. · Keine Kirmes, kein Festzug durch die Innenstadt: Das erste August-Wochenende wird in diesem Jahr anders werden, denn das traditionelle Schützenfest ist abgesagt. Die Karnevalisten dagegen hoffen noch auf die nahende Session.

Die Ratinger Goldschmiede Schuster zeigt zusammen mit den amtierenden Majestäten das neue Schützensilber.

Foto: Achim Blazy (abz)

Das erste Wochenende im August ist in der Stadt für das Schützenfest der St. Sebastiani Bruderschaft Ratingen reserviert – normalerweise. Vier Tage lang feiern dann die Schützen auf dem Festplatz an der Brückstraße und ermitteln ihre neuen Majestäten. Doch in diesem Jahr ist wegen der Corona-Pandemie alles anders.

„Seit einigen Tagen gibt es bei den aktiven Schützen, bei den Reitern und in der brauchtums-begeisterten Ratinger Bürgerschaft traurige Gesichter“, sagt Schützenchef Gero Keusen. „Kein Möschesonntag, keine Wimpelketten in der Stadt und die sonst spürbare Vorfreunde auf das Schützenfest fehlen leider gänzlich.“ Und auch Kirmesfreude und das gesellige Miteinander in den Kompanien und auf dem Kirmesplatz, das Platzkonzert und die Festzüge fallen corona-bedingt aus, wie auch die spannenden Schieß-Wettbewerbe.

Die Sicherheit der Schützenfamilie und der Bürgerschaft geht vor – und somit gilt seit Mai: kein Schützenfest 2020.

„Im Rückblick der letzten Jahre seit der Wiederbelebung des Schützenwesens in Ratingen im Jahre 1896, galt bisher, dass es lediglich in den Kriegszeiten selbstverständlich keine Schützenfeste in Ratingen gab“, sagt Keusen. Jetzt komme als neue Ausnahme die Pandemie dazu, „und dies wird hoffentlich in der Geschichte der Bruderschaft eine Ausnahme sein“.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge denken auch die Königspaare der St. Sebastiani Bruderschaft Ratingen, Georg und Tina Wenzel und Björn Berger und Anna Maaßen, an ihr Königsjahr. Die Königssilber, auch in diesem Jahr wieder nach den Ideen der Königspaare gestaltet von Goldschmied Gerd Schuster und Andrea Schuster-Westerling, liegen fertig im Schaufenster an der Bechemerstraße.

Eine historische Besonderheit ist der Hinweis im Königssilber auf das wegen der Pandemie erweiterte Königsjahr bis in das Jahr 2021. In einer kleinen Zeremonie, bei der auch der Geburtstag von Gerd Schuster gefeiert wurde und ein „virtuelles Wimpelketten-Aufhängen“, konnte das traditionelle „Schützenfenster“ des Goldschmieds Schuster-Westerling „corona-sicher“ gefeiert werden. Schützenchef Gero Keusen dankte den Königspaaren für die schönen Königssilber und ihre Bereitschaft, ihr Königsjahr zu verlängern, und bat alle Anwesenden auf die Corona-Sicherheit zu achten.

Dabei hätten sie Ratinger Schützen in diesem Jahr eigentlich besonderen Grund zum Feiern gehabt. Im Juni noch hatten viele engagierte Helfer aus Kreisen der Bruderschaft, Fach-Handwerker und Freunde der Bruderschaft am Wiederaufbau des Hochstandes der Bruderschaft mitgearbeitet. Jetzt hoffen alle auf das nächste Jahr.

„Mit dem Blick nach vorne freuen wir uns, wenn wir im nächsten Jahr wieder unser Schützenfest, in dem dann 588. Jahr des Bestehens der Ratinger Bruderschaft feiern können. Schließlich gibt es dann neben dem Rheinischen Schützentag in Ratingen auch vier Kompanien die ihr 125-jähriges Bestehen feiern werden“, sagt Schützenchef Gero Keusen.

Szenenwechsel in puncto Brauchtum: Während die Schützen für dieses Jahr alle größeren Aktivitäten abgesagt haben, haben die Karnevalisten ihre kommende Session schon durchgeplant, auch wenn NRW-Ministerpräsident Armin Laschet bereits erklärt hatte, dass der Sessionsauftakt am 11. November ausfallen soll. Straßenkarneval, Enge, Alkohol und Infektionszahlen – das passe einfach nicht zusammen. Peter Hense, Vorsitzender der Ratinger Karnevalisten, will den Ratinger Hoppeditz dennoch erwachen lassen. Schlimmstenfalls sogar per Videoübertragung. „Wir planen die komplette Session, inklusive Rosenmontagszug, wenn auch unter Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben“, hatte er Anfang des Monats erklärt. Solange es keinen Lockdown gebe oder von offizieller Stelle die Durchführung von Karnevalsveranstaltungen verboten werde, bleibe er ­optimistisch.