Interview mit Ingrid Herden „Für alle Sorgen ein offenes Ohr haben“

Im November wurde Ingrid Herden zur neuen Vorsitzenden gewählt. Das Gremium arbeitet derzeit digital.

Ingrid Herden ist neue Vorsitzende des Ratinger Seniorenrates. Ihr Stellvertreter sind Rainer Düwel (r.) und Jürgen Schroeder.

Foto: RP/Stadt Ratingen

Der neu zusammengesetzte Seniorenrat hat seine Arbeit in schwierigen Zeiten aufgenommen. Wie organisieren Sie zurzeit die Arbeit?

Ingrid Herden: Nach dem plötzlichen Tod des ehemaligen Vorsitzenden Dr. Freund im Sommer 2020 hat mich der Seniorenrat in der letzten Präsenzsitzung am 6. November 2020 zur neuen Vorsitzenden gewählt. Da mir eine umfassende Information aller Mitglieder und Vertretungen des Seniorenrates ein besonderes Anliegen ist, kommuniziere ich mit dem genannten Personenkreis sehr regelmäßig per E-Mail und Telefon. Mit meinen beiden Vertretern, Jürgen Schroeder und Rainer Düwel, treffe ich mich wöchentlich und zusätzlich nach Bedarf mit anderen kleineren Gruppen des Seniorenrates per Video-Chat über Jitsi Meet. So lassen sich alle Fragestellungen klären und der Kontakt untereinander in schwierigen Corona-Zeiten halten.

Sie haben eine Hotline für Senioren geschaltet. Was sind derzeit die drängendsten Fragen und Anliegen der Anrufer?

Herden: Das Bereitschaftshandy des Seniorenrates (0157/3360422) ist für alle Fragen, Sorgen, Nöte und Anregungen seit Mitte November 2020 freigeschaltet. Es gibt die unterschiedlichsten Anfragen aus dem persönlichen Umfeld der Anruferinnen und Anrufer. Seit 25. Januar 2021 geht es fast nur noch um die Sorgen der Senioren, wie sie einen zeitnahen Impftermin erhalten können und wie sich der schwierige Weg mit Bus und Bahn nach Erkrath zum Impfzentrum bewältigen lässt. Im Moment bemüht sich der Seniorenrat zusammen mit dem Jugendrat diesbezüglich eine Unterstützung durch Impfpaten aufzubauen und in Kürze anzubieten.

Gibt es außer Corona weitere Probleme, die die Senioren in Ratingen beschäftigen?

Herden: Natürlich sind es auch immer wieder Einzelprobleme, die Menschen in ihrem Umfeld vor Ort beschäftigen, wie zum Beispiel lose Pflastersteine als Stolperfalle am Seiteneingang des Waldfriedhofes. Immer wieder hören wir unter anderem die Frage nach öffentlichen Toiletten in der Innenstadt Ratingens und Beschwerden über das problematische Kopfsteinpflaster auf der Oberstraße für Menschen mit Rollatoren sowie über die zu hohen Preise des VRR für eine Fahrt nach Düsseldorf mit Bus und Bahn.

Die Altersspanne von Senioren ist inzwischen sehr groß und damit auch die Interessen. Wie können Sie allen gerecht werden?

Herden: Da die Altersspanne im Seniorenrat gleichfalls sehr groß ist und sich zwischen 63 und 82 Jahren bewegt, glauben wir aus eigener Erfahrung den unterschiedlichen Interessen in der Regel gerecht werden zu können. Ergänzend sind wir in jedem Fall für jede Anregung aus der Bevölkerung sehr dankbar.
Dazu bemühen wir uns im Moment über das Sozialamt der Stadt Ratingen eine E-Mail-Adresse für den Seniorenrat einrichten zu lassen, die später auf unserer Homepage www.ratingen-seniorenrat.de zu finden sein wird. Somit ist der Seniorenrat dann telefonisch und elektronisch erreichbar.

Wo sehen Sie die dringendsten Aufgaben des Seniorenrates in Ratingen nach der Pandemie?

Herden: Dem Seniorenrat ist es wichtig, den persönlichen Kontakt im Gespräch mit den Senioren wieder aufzunehmen, wenn wir die Corona-bedingten Einschränkungen überwunden haben. Dann wird es darum gehen, für alle Sorgen und Nöte – speziell auch durch Präsenz in den Seniorentreffs Ratingens – ein offenes Ohr zu haben und im Einzelfall Unterstützung und Hilfe anzubieten. Ergänzend werden wir uns für die Einrichtung einer teilstationären Tagespflege und einer Demenz-Wohngruppe, möglichst in der Innenstadt Ratingens, mit Nachdruck einsetzen. Unser guter Kontakt zur Stadtspitze und zur Politik insgesamt ist dabei hilfreich und uns sehr wichtig.