Ratinger Radverkehr Noch viel zu tun in Sachen Fahrrad
Ratingen. · Der Ausbau des Radverkehrs gehörte zu den zentralen Themen im Kommunalwahlkampf.
Radfahren in Ratingen – ein Thema, das viele Menschen im wahrsten Wortsinn bewegt. Bei der Kommunalwahl spielte diese umweltschonende Form der Mobilität eine zentrale Rolle. Dass man unlängst erneut den Titel „Fahrradfreundliche Stadt“ erhielt, hat bei Kritikern Schmunzeln ausgelöst, teilweise sogar Kopfschütteln. Man sei zwar insgesamt auf einem guten Weg, doch es gebe noch sehr viele Hindernisse. Und es hat sich bei einigen Radfahrern der Eindruck verfestigt, dass Ratingen in erster Linie das Etikett „Autostadt“ trägt. Bei einem letzten Rededuell vor der Kommunalwahl hatte Rainer Vogt (BU) Bürgermeister Klaus Pesch, der für die CDU kandidierte, aufgefordert, den Bereich Radverkehr stärker in den Blickpunkt zu rücken.
Vor mehr als sieben Jahren hat der damalige NRW-Verkehrsminister Michael Groschek der Stadt Ratingen das Prädikat „Fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt in Nordrhein-Westfalen“ verliehen. Er schuf damit die Voraussetzung für die Aufnahme in die gleichnamige Arbeitsgemeinschaft. Nun stand die Rezertifizierung an. Ratingen war wieder erfolgreich.
Der Antrag auf Verlängerung der Mitgliedschaft in der „AG fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW“ um weitere sieben Jahre wurde also positiv beschieden. Große Teile des Masterplans seien inzwischen abgearbeitet worden, teilte die Stadt mit. Dieser zielte vor allem darauf ab, die Bedingungen für den Radverkehr Schritt für Schritt zu verbessern – und zwar überwiegend durch vergleichsweise schnell umsetzbare Maßnahmen wie Markierungen und Ausschilderungen.
Das Ganze folgte den Erkenntnissen der Unfallforschung, nach denen die Verdrängung des Radverkehrs in den unübersichtlichen Seitenraum von Straßen die größte Unfallgefahr birgt. Radelt man hingegen gut sichtbar für Autofahrer auf der Fahrbahn, sinkt das Risiko, zumal dann, wenn Markierungen deutlich machen, dass sich Radler zu Recht auf der Hauptfahrbahn bewegen.
Fahrbahnsanierungen wurden
für Markierungen genutzt
Vor allem im Zuge von Fahrbahndeckensanierungen sind mittlerweile zahlreiche Straßen in Ratingen mit Radfahrstreifen und Schutzstreifen versehen. Radfahrstreifen sind mit einer dicken durchgezogenen Linie von der Restfahrbahn getrennt und als Radweg in die entsprechende Richtung ausgeschildert.
Die Linie darf von Autos nicht überfahren werden. Radschutzstreifen, die durch eine gestrichelte Linie gekennzeichnet sind, sind dagegen formal Teil der Fahrbahn und dürfen bei Bedarf – und nur, wenn dadurch Radler nicht gefährdet werden – auch überfahren werden. Radfahrstreifen sind also vom Grundsatz her die bessere Lösung für Radler, doch sind sie in Ratingen nur auf wenigen Straßen umsetzbar, da die Straßenräume dafür nicht breit genug sind. Daher sind im Stadtgebiet die Schutzstreifen in der Mehrheit.
Anders als an Hauptverkehrsstraßen wird der Radverkehr in Nebenstraßen im Mischverkehr geführt. Dort sind Radwege – den oben genannten Sicherheitsüberlegungen und entsprechenden rechtlichen Vorgaben folgend – aus der Benutzungspflicht genommen worden. In Bereichen, in denen eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h und weniger gilt, fahren die Radfahrer am sichersten auf der Fahrbahn. Stellenweise, etwa auf der Schützenstraße, mussten sogar ehemalige Radstreifen beseitigt werden.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Masterplans war die Öffnung von Einbahnstraßen auch in Gegenrichtung für Radler. Dies ist inzwischen fast komplett vollzogen. Ein weiteres Beispiel: Sämtliche wegweisende Schilder im Stadtgebiet wurden erneuert sowie bei Bedarf in ihrer Beschaffenheit und Ausrichtung verbessert.
Die Abschlussbewertungen des Fahrradklimatests, den der ADFC regelmäßig durchführt und der in diesem Jahr aktualisiert wird, sind allerdings kein Ruhmesblatt. Anfangs noch im Mittelfeld zu finden, rangierte Ratingen nach der letzten Auswertung im Jahr 2018 auf Platz 91 von 106 teilnehmenden Städten ähnlicher Größe.
In keinem einzigen Punkt konnte sich die Stadt verbessern. Stattdessen kritisierten die Bürger insbesondere den Zustand der örtlichen Radwege. Minuspunkte gab es auch für mangelnde Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen, die Ampelschaltungen und die Führung an Baustellen. Eine der wenigen Stärken sei die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Rad.
Der ADFC listete Kritikpunkte auf: Eingebrachte Vorschläge der örtlichen ADFC-Ortsgruppe werden nur rudimentär und nach mehrfachem Nachhaken berücksichtigt; von Bürgern oder dem ADFC gemeldete Mängel werden zum Teil jahrelang nicht abgearbeitet; Schilder werden nicht aufgestellt – dies fiel besonders unangenehm am Lohofweg/ Einmündung Knittkuhler Straße auf. Man versuche, die Anregungen des ADFC sukzessive abzuarbeiten, hieß es dazu seitens der Stadt.