Verkehrsinfrastruktur Fahrradfreundliches Wuppertal geht die nächste Etappe an

Wuppertal · Die Stadt hat Fördermittel aus dem 660 Millionen Euro schweren Sonderprogramm vom Bund für eine bessere Fahrrad-Infrastruktur „auf dem Radar“. Radfahrer entlang der Talachse könnten davon profitieren.

Christoph Grothe – hier mit Kirsten Haberer bei der Einweihung der Garage für das Lastenrad Fienchen im Sommer 2020 – sieht das Lastenrad als Impulsgeber für die Zurückgewinnung von Lebensqualität in Innenstädten.

Foto: Fischer, Andreas

Wuppertal soll bei der Fahrradfreundlichkeit mit neuen Fördergeldern Schwung bekommen. Insgesamt 660 Millionen Euro liegen im Fördertopf des Sonderprogramms „Stadt und Land“ des Bundesverkehrsministeriums; davon will die Stadt gerne ihren Teil abhaben. Verkehrsdezernent Frank Meyer sagt: „Selbstverständlich haben wir auch diesen Förderzugang auf dem Radar und natürlich prüfen wir, wie bei jeder Maßnahme, ob wir aus diesem oder aus anderen Förderzugängen Mittel generieren können.“ Da das Programm jedoch erst frisch veröffentlicht wurde, gebe es dazu noch keine Förderbescheide.

Das Bundesverkehrsministerium stellt für die Jahre 2020 bis 2023 insgesamt 1,46 Milliarden Euro für den Radverkehr zur Verfügung, davon rund 660 Millionen Euro über das Sonderprogramm. Das Geld, das aus dem Klimapaket der Bundesregierung stammt, bekommen Kommunen für den Ausbau ihrer Radinfrastruktur. ADFC-Vizebundesvorsitzende Rebecca Peters sagt: „Endlich kann es kommen – das Fahrradland Deutschland. Geld vom Bund ist jetzt reichlich da.“ Ferner hebt sie lobend hervor, dass das Bundesverkehrsministerium sogar quantitative Zielvorgaben festlege: Wie viele Kilometer Radwege, wie viele Fahrradstraßen und wie viele Fahrradbügel bis 2023 gebaut werden sollen.

„Das ist ein Riesenschritt nach vorn“, so Peters. Das Geld könne auch eingesetzt werden für Fahrradparkhäuser oder Ampelschaltungen, bei letzterem haben Radfahrer eher Grün als Autofahrer und können so früher in die Pedale treten, was die Sicherheit erhöht. „Es gibt feste Vorgaben, was mit dem Geld gemacht werden kann“, so ADFC-Pressesprecherin Rebecka Hoch. Mit wie viel Geld eine Stadt wie Wuppertal rechnen könne, konnte sie nicht sagen.

Christoph Grothe von der Fahrradstadt Wuppertal begrüßt die Förderung von Radverkehrsnetzen, hätte sich aber gewünscht, dass das Budget des Förderprogramms „etwas üppiger“ ausgefallen wäre. „Besonders liegt uns die Förderung des Lastenradverkehrs, der explizit zu den Maßnahmen des Förderprogramms gehört, am Herzen“, erklärt er. „Die Fahrradstadt Wuppertal betreibt zusammen mit Utopiastadt und Talradler aktuell 15 Lastenräder; aus dieser Erfahrung sehen wir das Lastenrad als Game-Changer, als Impulsgeber für die Zurückgewinnung von Lebensqualität in unseren Innenstädten an.“

Ein Schritt in die
richtige Richtung

Das besondere Augenmerk liegt dabei auf einer schnellen, komfortablen und sicheren Radinfrastruktur auf der Talachse und den Verbindungen der Innenstädte, Bildungseinrichtungen und anderen frequentierten Orten, wie beispielsweise Behörden, Kinos oder zentralen Einkaufsmöglichkeiten mit der Nordbahntrasse. „Mit jedem Anschluss können immer mehr Wuppertaler die alltäglichen Wege zu Arbeit, Schule und Hobby zurücklegen sowie alltägliche Besorgungen mit dem Rad bestreiten“, hofft Grothe. Als „großen Wurf“ sieht er das Sonderprogramm nicht, aber eindeutig als Schritt in die richtige Richtung. „Der Weg zum ‚Fahrradland Deutschland‘, in dem Strecken mit dem Rad so selbstverständlich zurückgelegt werden wie zurzeit mit dem Pkw, ist noch sehr weit.“

Sedat Ugurman, Vorsitzender des Verkehrsausschusses, befürwortet das Sonderprogramm „Stadt und Land“. „Es ist wichtig zur Förderung des Radverkehrs“, so der SPD-Stadtverordnete. Wichtig sei aber auch, dass Kommunen in der Lage sind, diese Gelder abzurufen. „Insoweit reicht es nicht aus, Fördergelder bereitzustellen, es muss auch ein niedrigschwelliger Zugang ermöglicht werden“, so Ugurmann.

Brennpunkte für den Radverkehr in Wuppertal, gegen die man etwas unternehmen müsste, lägen für ihn derzeit insbesondere auf den Hauptachsen - vor allem entlang der Talachse, müssten sich Radfahrer sicherer fortbewegen können. „Sicher ist es, wenn wir den Rad- und Kfz-Verkehr trennen. Rad- und Fußverkehr gehören selbstverständlich getrennt“, erklärt der SPD-Politiker.

„Die kostengünstigste und schnellste Möglichkeit, die uns zur Förderung des Radverkehrs zur Verfügung steht, ist die Anordnung von Tempo 30 und die Freigabe von Einbahnstraßen durch das Aufstellen von entsprechenden Verkehrszeichen“, sagt Ugurman. Alles, was qualitativ darüber hinausgehe, sei planungs- und kostenintensiv und müsse im kommunalen Haushalt dargestellt werden. „Daher sind Fördermittel für Kommunen sehr wichtig“, betont Ugurmann.