Diakonie Ratingen Theaterstück greift das Thema Computerspielsucht auf
Ratingen · Mit einem Scheck für die Suchthilfe stand die Sparkassenstiftung im vergangenen Jahr vor der Tür der Diakonie. Die hatte bereits eine Vorstellung, wie das Geld verwendet werden sollte. Die Idee wurde jetzt umgesetzt.
„Sucht ist ein wesentliches Thema der Coronazeit“, stellte Peter Jage, Betriebswirt bei der Sparkasse Hilden/ Ratingen/ Velbert (HRV), im vergangenen April fest. „Vielen Menschen ist das Leben entglitten.“ Und deshalb sah die Sparkassenstiftung die Summe von 7700 Euro in der Suchthilfe der Diakonie gut aufgehoben.
Dagmar Argow, Leiterin Soziale Dienste, bestätigte Jages Vermutung: Besonders junge Menschen seien betroffen, sagte sie. „Es gab nur wenig Kontakte zu Freunden und Mitschülern, und so war es einfach, nach dem Homeschooling einfach am Rechner sitzen zu bleiben und zu spielen.“ Jugendliche schafften sich auf diese Weise Erfolgserlebnisse und positive Bestätigung. Deutlich gestiegen sei auch der Einfluss von Sozialen Medien, stellten die Mitarbeiter der Diakonie fest. So bestimmen besonders häufig bei jungen Mädchen Instagram-Auftritte und die Zahl der erzielten Likes den Alltag.
Doch häufig gelang es nicht, den Kontakt zu den jungen Leuten herzustellen. Marie Kons, die erst seit kurzem als Präventionsfachkraft die Suchthilfe bei der Diakonie verstärkt, machte sich auf die Suche nach einem besonderen Projekt.
Und fand das Wittener Ensemble Theaterspiel mit dem Stück Philotes. „Es befasst sich mit den Themen Computerspielsucht, Realität und Virtualität sowie dem Wert der Freundschaft und den verborgenen Ängsten von Kindern und Jugendlichen“, sagt Kons.
Philotes ist in dem Stück ein Online-Spiel, das Nuri und Emmy für sich entdeckt haben. Emmy taucht immer mehr in die Cyberwelt ein und vergisst alles andere um sich herum, vernachlässigt Schule und Freunde. „Die Themenfelder Online Gaming sowie der allgemeine Medienkonsum sind unter den Schülern heutzutage, mitunter pandemiebedingt, so verbreitet wie nie zuvor“, so Kons. Und genau dort setze das Stück an.
Zwei Aufführungen buchte Kons für Ratingen und verloste sie unter den Schulen. „Gewonnen haben die Martin-Luther-King-Gesamtschule und das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium“, so Kons. Insgesamt rund 200 Schüler der sechsten und siebten Jahrgangstufe folgten der Geschichte von Emmy und Nuri. Viele von ihnen entdeckten sich oder Situationen aus ihrem Umfeld in dem Stück wieder.
Die Schauspieler machten es den jungen Leuten leicht, sich einzubringen. Immer wieder wurde das Publikum in die Handlung einbezogen. Im Anschluss an das Stück standen die Schauspieler noch Rede und Antwort. Mithilfe des vorausgeschickten Unterrichtsmaterials wurden die Schüler auf das Thema vorbereitet. Besonders gut kam bei den Jungen und Mädchen an, dass auch sie Theaterluft schnuppern durften. Denn das Ensemble ließ das Ende der Geschichte offen und die Schüler durften den Fortgang nach ihren Ideen selbst ausgestalten.
„Das Thema Medien ist besonders nach der Coronapandemie präsent“, stellt auch Marie Kons fest. Viele junge Menschen seien durch die Pandemie viel online unterwegs gewesen. Das Ausmaß, in dem Schüler mit Medien konfrontiert wurden, sei deutlich gestiegen, da es kaum Alternativen gab. Das sei auch in der täglichen Arbeit der Suchtprävention festzustellen. Das Stück habe die junge Zielgruppe sichtlich zum Nachdenken angeregt. „Es ist uns wichtig, den Blick zu schärfen, zu hinterfragen, welchen Platz Medien im eigenen Leben einnehmen und den eigenen Medienkonsum kritischer zu sehen“, so Kons. Da das Stück bei den jungen Ratingern gut ankam, plant Kons eine weitere Aufführung. Dabei soll es aber nicht bleiben. Sie will auch direkten Kontakt zu den jungen Menschen knüpfen und stellt sich in den Ratinger Jugendzentren vor und wird auch im Ratinger Karneval präsent sein. Das Interesse sei groß, sagt sie, den Kontakt herzustellen aber schwierig.