Ratinger Landwirte setzen auf naturnahe Tierhaltung

Einmal pro Monat wird auf dem Bauernhof Benninghoven im Schwarzbachtal Fleisch aus naturnaher Haltung verkauft.

Foto: A. Blazy

Ratingen. „Auf Schalke“ war es, wo Burkhard Sagel und Jürgen Benninghoven sich kennenlernten. Die beiden saßen nebeneinander und der Kirchhellener Landwirt drückte dem Ratinger einen Spruch. Der konterte sofort, worauf Sagel nur erwiderte: „Ich bin Bauer, ich darf das.“ — „Echt? Ich auch.“ Schon war die gemeinsame Gesprächsbasis hergestellt und das Geschehen auf dem Rasen Nebensache.

Die beiden tauschten sich aus, Sagel war mit seinem naturnahen Haltungskonzept gleich gut angekommen bei Benninghoven, und der stand bereits am nächsten Tag mit der gesamten Familie auf dem Hof des Westfalen. „Das Konzept hat uns überzeugt und wir waren uns schnell handelseinig“, sagt Benninghoven. Wobei der bekannte Ratinger Landwirt nichts dafür bekommt, dass Sagel und sein Netzwerk jetzt einmal monatlich ihren Verkaufsstand auf dem Hof im Schwarzbachtal aufbauen. „Ich freue mich, dass bei uns nun Fleisch von glücklichen Rindern, Schweinen und Hähnchen verkauft wird.“

Für Burkhard Sagel, der 40 Jahre lang konventionelle Tierhaltung mit Mastschweinen betrieb, war der Einstieg in die andere Haltungsart eher Zufall. „Es begann mit ein paar Rindern, die ich angeschafft hatte, um die Pferdewiese sauber zu halten“, erklärt er. Das war vor rund vier Jahren. Schon damals vermietete er Gemüsegärten an Familien, die plötzlich Interesse an dem Fleisch seiner Rinder zeigten.

Burkhard Sagel, Landwirt

So entstand 2015 die Idee, Tiere bewusst anders zu halten. „Wir wollten aber kein exklusives Produkt für Reiche schaffen“, sagt er. „Also haben wir am Service gespart.“ Es gibt kein Ladenlokal und keine Lagerhaltung, das Fleisch kann in konfektionierten Paketen bestellt und dann zu fest stehenden Terminen an verschiedenen Höfen im Umland abgeholt werden. Damit besetzt Sagel eine Nische, die preislich irgendwo zwischen Discounterware und Biofleisch liegt.

2016 traf er auf Familie Dingwerth, die Duroc-Schweine hält, und die „Schickermooser Jungs“, die Hähnchen so und mit Bio-Zertifizierung halten. Dafür ist das Start-Up vom März vergangenen Jahres bereits ausgezeichnet worden. „Wir haben früher Schweine in Massentierhaltung gehabt, uns aber vergangenes Jahr dazu entschieden, komplett umzusteigen“, erklärt Raphaela Dingwerth vom Hof aus dem münsterländischen Sassenberg. „Das war zunächst keine einfache Entscheidung, ist aber in der Arbeit mit den Tieren viel erfüllender.“ Aktuell hält die Familie rund 60 Tiere. Sie haben viel Platz, werden auf Stroh gehalten und können nach draußen. Eine eigene Aufzucht hat bereits begonnen.

In Arnsberg befindet sich das Bioland Schickermooser Weidehof. Benedikt und Jonathan Wittmann sowie Sören Spiekermann haben hier gemeinsam ihren Hof aufgebaut: Die Ställe für die Tiere werden selbst gefertigt und täglich auf den Weideflächen versetzt. „Dadurch leben die Tiere immer auf frischen Grund und stehen auch nicht in ihrem eigenen Kot“, sagt Wittmann.