Schräge Rentner liefern fulminanten Auftritt

„Männer ohne Nerven“: Herbert Knebel und sein Affentheater begeisterten in der Stadthalle.

Foto: Blazy

Ratingen. Man wird nicht jünger. Diese vielfach fundierte Weisheit wird dem Gast nach dem fulminanten Auftritt der vier schrägen Rentner klarer denn je. Herbert Knebel und sein Affentheater waren mal wieder in Ratingen — in der ausverkauften Stadthalle, die am Ende des aktuellen Programms „Männer ohne Nerven“ aus dem tosenden Applaus nicht mehr herauskam. Es ist im Grunde völlig egal, wie die Kultfiguren aus dem Ruhrpott ihre Auftritte betiteln: Hauptsache: Sie sind da, in echt, live und so authentisch wie immer.

Knebel und seine Kumpel sind in die Jahre gekommen. Na und? Völlig wurscht. Sie können darüber lachen, und sie rocken so richtig ab. Natürlich setzt Knebel auch gerne zu seinen schier unglaublichen Vorträgen an. Und so erzählt er doch glatt von der bitteren Erkenntnis, dass seine Ehefrau Guste nicht schwimmen kann. Das kam heraus, als das Ehepaar Knebel im Hallenbad ein paar Bahnen ziehen wollte. Herbert stupste seine Guste mit jugendlichem Leichtsinn ins Wasser, und dann nahm das Drama seinen Lauf. Der Schwimmmeister klärte die Situation, indem er den beiden in Seenot geratenen Herrschaften erklärte, dass man in diesem flachen Gewässer doch stehen könne.

Nicht minder herrlich ist die Nummer mit dem indischen Restaurant, in dem Herbert und Guste speisen. Am Ende bekam die Dame einen heftigen Durst aufgrund besonderer Schärfe des Menüs. Und so musste sie sogar das Wasser aus dem Napf eines Hundes schlabbern — so schlimm war die ganze Angelegenheit.

Wer in die Jahre kommt, der befasst sich natürlich auch mit dem, was noch kommen könnte — zum Beispiel mit einem Leben in einer Senioren-WG. Doch wer oberflächlich an ein Dahinvegetieren denkt, der ist bei Knebel und seiner Truppe schief gewickelt: Da wird gefeiert und gekifft, da geht die Post ab. Und zu allem Überfluss trifft unser Herbert auch noch Petra Schlecker, nur dem Namen nach eine echte Sahneschnitte aus alten Zeiten.

Das Motto der Combo lautet also: Wer rastet, der rostet. Jeder aus dem Team hat sich zur eigenen Kultfigur geformt. Er ist sozusagen längst eine lebende Legende: Ozzy Ostermann, mit Plauze und stilsicherem Hawaii-Hemd, dazu dekoriert mit flexibel einsetzbarer Perücke, ist der begnadete Gitarrist mit dauerhaft dämlichem Blick. Ernst Pichl (Bass) ist der Prototyp des Spießers, der es faustdick hinter den Ohren hat. Der Trainer, der auf dumm macht, aber hellwach und allwissend ist, hält die Rentner-Bude auch in turbulenten Momenten am Schlagzeug zusammen. Beim Spiel Stadt, Land, Fluss steckt er die Kollegen mal ganz locker in die Tasche. Und er ist es auch, der zeigt, wie Männer ohne Nerven den Abend vor so vielen Leuten gestalten können — indem sie abgelenkt werden und sich auf das konzentrieren, was ihnen Spaß macht: Musik mit Geschichten, die nur das Leben schreiben kann.

Als Herbert Knebel zum Schluss Elvis verkörpert (mit entsprechendem Anzug und Gehabe), wird klar, dass diese Truppe noch viele Jahre lang ihre Fans bestens unterhalten wird. Denn an ein Ende mag niemand denken. Sie bleiben „von innen jung“. So singen sie es. Stehende Ovationen. Ja, man wird nicht jünger. Aber man kann im Herzen jung und heiter bleiben. Die vier Rentner machen es vor.