Schüler formulieren Thesen neu
Jugendliche bringen Bibeltextstellen in moderner Sprache für den Kirchentag auf die Bühne.
Ratingen. So langsam steigt die Spannung: Etwa 40 Jugendliche aus Ratingen und Düsseldorf proben derzeit Theaterszenen für den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin und Wittenberg. Er steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der 500-jährigen Reformationsgeschichte. Die Schüler des Theodor-Fliedner-Gymnasiums in Düsseldorf, darunter auch etliche Ratinger, wollen mit Theater und Musik bekannte und weniger bekannte Bibeltexte für Gleichaltrige „übersetzen“. Der Clou: In Berlin treffen die Rheinländer auf 15 Schüler aus Ghana. Auch sie beschäftigen sich seit gut einem Jahr mit der Bibel. Gemeinsam wird man die Stücke aufführen.
In der Friedenskirche an der Hegelstraße stellten gestern Akteure der Theatergruppe gemeinsam mit ihrem Lehrer, dem Theaterpädagogen Dr. Hans-Peter Schulz, und Pfarrer Thomas Gerhold als theologischem Leiter das ehrgeizige Projekt vor. Schulz hat als Synodalältester des Kirchenkreises Düsseldorf-Mettmann eine ganz besondere Beziehung zum Reformationsjahr. Er leitet das Projekt, das von der Landeskirche, vom Kirchenkreis und durch Spenden der Friedenskirchen-Gemeinde getragen wird.
Am Anfang, und das war schon 2015, stand die Frage: „Wie sähen wohl heute Luthers Thesen aus?“, so Schulz. Man brütete über Bibelstellen und schickte die Ergebnisse auch zu einem Wettbewerb nach Wittenberg. Davon habe man dann nichts mehr gehört, aber die Beschäftigung mit der Bibel ging weiter.
Eine spannende Sache, auch 500 Jahre danach, finden die Schülerinnen Laura Eckhardt, Britta Wolbring, Julia Hanke und Lena Siedhoff, die stellvertretend fürs Ensemble über die Auseinandersetzung mit den Bibelstellen berichteten. „Was bedeutet das für uns heute?“, sei die Frage gewesen, mit der man sich den Bibelstellen genähert habe, sagte Laura. Ihnen sei es auch darum gegangen, die Szenen in die heutige Zeit mit moderner Sprache und Musik zu transportieren.
Eine Szene spielt beispielsweise in der „Hölle“. Es geht um „Führe uns nicht in Versuchung“. Es gibt „Bewerber“, die sich brüsten mit ihren Taten, um Einlass zu finden. Einer hat versucht, Jesus bei seiner Wanderung durch die Wüste in der Fastenzeit zum Apfel essen zu verführen. Doch Jesus bleibt standhaft. Wie es schließlich endet, zeigt ein Selfie-Foto — quasi als Bewerbungsgrundlage. Eine weitere Szene spiele „im Reich des Todes“, wie Britta berichtet.
Die Schule aus Ghana war schnell gefunden: Ghana ist Partnerland von NRW, und die Einrichtung aus der Hauptstadt ist eine von „500 Schools for Reformation“. Auch dort geht es langsam in die letzte Vorbereitungsphase. Gerhold hat bereits ein Video aus Ghana bekommen: „Es zeigt einen kompletten Tagesablauf der Schüler.“ In Berlin werde man im Vorfeld des Kirchentages eine Woche lang gemeinsam wohnen und proben.
Die Zuschauer dürfen also gespannt sein, was die Theatergruppe auf die Bühne zaubert. Am Sonntag, 14. Mai, 11 Uhr, ist die Premiere in der Friedenskirche. Tags drauf folgt um 19 Uhr ein Auftritt im Gymnasium. Und am 25. Juni dann in der Reformationskirche in Hilden.
In Berlin gibt es mehrere Auftritte, zum Beispiel in der NRW-Landesvertretung, einer Klinik und als Höhepunkt am Samstag, 27. Mai, in den Messehallen mit Hannelore Kraft. Am 24. Juni, 17.45 Uhr, wird in der Johanneskirche in Düsseldorf gespielt. Vom 10. bis zum 13. Juli geht es fürs Ensemble samt Orchester dann in die Lutherstadt Wittenberg.