Seilbahnstreit geht in die nächste Runde
Die Initiative Pro Seilbahn geht mit Kritikern hart ins Gericht. Die Rheinbahn könnte sich den Betrieb gut vorstellen.
Ratingen. Nach einem Gegner von Seilbahnen in Städten, hat sich nun auch ein Befürworter zu Wort gemeldet. Axel Sindram von der Initiative Pro Seibahn Wuppertal wirft Professor Marc Gennat vor, sich bei jedem urbanen Seilbahnprojekt „mit angeblichem Expertenwissen zu Wort“ zu melden. Er sei „fachfremder FH- Dozent“. Seine Ergebnisse seien immer die Gleichen: „Das Projekt wird abgelehnt und zwar aus einem regelmäßig wiederkehrenden Argumentationsschema mit den stets gleichen Defiziten.“ Den Planern werde regelmäßig unterstellt, das Projekt schön zu rechnen. „Aus unserer Sicht sollte der Bedarf für das Ratinger Projekt ohne Weiteres gegeben sein, eine Stadtbahnverbindung Lörick-Messe-Flughafen-Ratingen West befindet sich seit Jahren in der Ausbauplanung des Landes“, so Sindram.
Die Baukosten einer Seilbahn seien dank Fertigteilmontage vergleichsweise gut kalkulierbar. Eine Seilbahn benötigt neben den beiden Haltepunkten nur ein paar Stützen. Neben den Kosten werden gerne mögliche rechtliche Probleme mit betroffenen Anwohnern als Totschlagsargument in die Waagschale geworfen. Dazu Axel Sindram: „Tatsächlich wird kaum eine urbane Seilbahnplanung bei uns ohne Inanspruchnahme des Luftraums über Privatgrundstücken auskommen.“
Georg Schumacher, Rheinbahn
Rechtlich gesehen bestehe jedoch mit Einschränkungen kein Unterschied zwischen der Überquerung mit einer Seilbahn und einer Hochspannungsfreileitung oder Unterquerung durch eine U-Bahn.
Die zu dieser Frage beauftragten Rechtsgutachten hätten bisher keine Anhaltspunkte für eine Unzulässigkeit einer solchen Linienführung erbracht.
Betriebskostensteigerungen würden ohne Berücksichtigung von Einsparmöglichkeiten als Argument gegen Seilbahnen ins Feld geführt: „Bei den betrieblichen Mehrkosten wird regelmäßig ein Betrag im einstelligen Millionenbereich genannt, der zum Teil von anderen Seilbahnen abgeleitet wird. Die möglichen Einsparungen im Bussystem und Synergieeffekte durch Beauftragung eines vorhandenen Verkehrsunternehmens wie Leitstelle, Betriebsleiter, Werkstatt werden dagegen stets ausgeblendet.“
In der Tat könnte sich Georg Schumacher, Leiter Unternehmenskommunikation der Rheinbahn, den Betrieb der Ratinger Seilbahn sehr gut vorstellen. Auch der People Mover auf dem Flughafen werde über VRR-Tickets abgerechnet. Die Kölner Verkehrsbetriebe unterhielten beispielsweise die Seilbahn über den Rhein. Auch in Düsseldorf werde über eine Seibahn zwischen Grafenberg und Hubbelrath nachgedacht. Wichtig sei eine unaufgeregte Analyse von Vor- und Nachteilen: „Am Ende bestimmen die Fakten. Wir Deutsche denken dabei immer ans Skifahren, doch es gibt weltweit gute Erfahrungen mit solchen Bahnen im ÖPNV.“ Axel Sindram warnt davor, die Bestzeiten des Busses der Linie 759 mit denen einer Seilbahn zu vergleichen: Gerade die „unzureichende Betriebsqualität im Busverkehr“ sei in den meisten Fällen der eigentliche Auslöser für die Seilbahnplanungen. Tatsächlich bleibt die 759 regelmäßig in der Rush Hour stecken. „Selbst wenn mit einer Seilbahnfahrzeit von 16 Minuten die planmäßige Fahrzeit der Linie 759 kaum unterboten wird, so kann die Seilbahnfahrzeit zu jeder Tageszeit verlässlich eingehalten werden, ein gerade für Fluggäste entscheidendes Kriterium für die Wahl des Zubringer-Verkehrsmittels.“ Für Ein- und Auspendler zwischen Ratingen und Duisburg/Oberhausen biete die Verbindung über den Flughafenbahnhof dagegen deutliche Zeitvorteile. Und: Kabinen von Umlauf-Seilbahnen verkehrten im 30-Sekunden-Takt — also gebe es kaum Wartezeiten.