Ratinger Innenstadt Am Samstag protestiert Ratingen gegen rechts

Ratingen · Omas gegen rechts und die Bluna Connection organisieren für kommenden Samstag, 27. Januar, zwischen 10 und 12 Uhr einen Protest gegen rechtsradikale Entwicklungen in Deutschland. Man will Nazis und Rassisten die Rote Karte zeigen.

In Köln versammelten sich viele Menschen, um gegen Nazis und Rassisten zu demonstrieren.

In Köln versammelten sich viele Menschen, um gegen Nazis und Rassisten zu demonstrieren.

Foto: dpa/Oliver Berg

Berlin, München, Köln, Bremen, Frankfurt, Hannover, Karlsruhe, Braunschweig, Stuttgart, Nürnberg, Recklinghausen, Wuppertal – und bald auch Ratingen. Immer mehr Bürger demonstrieren in diesem Land gegen rechts. Nun organisieren die Omas gegen rechts und die Bluna Connection für kommenden Samstag, 27. Januar, zwischen 10 und 12 Uhr einen Protest gegen rechtsradikale Entwicklungen in Deutschland. Man will Nazis und Rassisten die Rote Karte zeigen.

Treffpunkt ist der Platz vor der Kirche St. Peter und Paul. Dort ist auch der gemeinsame Infostand zu finden. Die Veranstaltung ist so terminiert, dass man danach bequem mit der Straßenbahn nach Düsseldorf reisen kann, wo ab 12 Uhr eine Großdemo geplant ist. „Man könnte ja doch eigentlich meinen, dass in unserem beschaulichen, schönen Ratingen überhaupt niemand Anlass finden könnte, sich den abstrusen Gedankengängen einer rechtsradikalen Partei anzuschließen,“ sagt Ute Meier, Gründungsmitglied der Ratinger Bluna Connection. „Das stimmt aber nicht“, ergänzt Bluna-Mistreiter Mike Vogel, „auch in Ratingen sind Rassismus und rechtsradikales Gedankengut vielerorts anzutreffen.“ Christoph Mause von der Bluna Connection sieht ein ähnliches Gedankengut, wie es auf der jetzt publik gewordenen Tagung in Potsdam propagiert wurde, auch in Ratingen: „Das alles ist leider nicht neu, und die Bluna Connection positioniert sich schon seit den vergangenen Wahlen entschieden dagegen.“ Und dies geschieht ehrenamtlich.

Die Aktion am 27. Januar ist auf eine Idee von Eva Schulze von den Omas gegen rechts zurückzuführen. Sie plant schon seit dem vergangenen Herbst, am Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar einen Info-Stand in Ratingen zu organisieren. Auch die Omas gegen rechts wurden von den aktuellen Enthüllungen um rechtsradikale Mitglieder der AfD überrascht.

Man glaube, dass bei vielen Menschen das Geschichtsbewusstsein leider nicht mehr so ausgeprägt sei, wie es das sein sollte, heißt es, „aber diese Enthüllungen sprengen leider auch das, was wir Omas uns vorstellen konnten“.

Kerstin Griese bittet Teilnehmer darum, Rote Karten mitzubringen

„Wir müssen uns gegen die in vielen Teilen offen rechtsextreme AfD und deren menschenverachtende Vertreibungsfantasien wehren,“ erklärt die Ratinger SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese und bittet Teilnehmer, selbst Rote Karten mitzubringen, die an diesem Tag nichts mit Fußball zu tun haben, sondern rechte Hetze vom Spielfeld verweisen wollen.

„Wir freuen uns auf den Austausch und die Gespräche mit den Ratinger Bürgern“, sagt Doris Mause von der Bluna Connection. Besonders erfreut sind die Organisatoren, dass auch die demokratischen Parteien Ratingens ihre Mitglieder zum Info-Stand eingeladen haben. „Wir gehören keiner Partei an“, betont Eva Schulze von den Omas gegen rechts. Genau wie die Bluna Connection sei man überparteilich.

Wie bereits berichtet, haben die bundesweiten Proteste gegen rechts und für die Demokratie deutlich an Resonanz gewonnen: Am Samstag gingen mindestens 300 000 Menschen auf die Straße. Allein in Frankfurt am Main und Hannover waren es je 35 000 Menschen, in Dortmund weitere 30 000. In Halle an der Saale (Sachsen-Anhalt) demonstrierten laut Polizei rund 16 000, auf der kleinen Insel Sylt immerhin rund 600. Demonstriert wurde unter anderem auch in Kevelaer und Wuppertal. Insbesondere Vertreter von Gewerkschaften, Verbänden, Grünen und SPD hatten dazu aufgerufen, sich zu beteiligen.

Derweil forderte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) einen Kraftakt aus der Mitte der Gesellschaft heraus, um die Demokratie im Wahljahr 2024 gegen Rechtsextremismus zu verteidigen. „Demokratie ist harte Arbeit“, sagte Wüst.

Demokraten müssten gemeinsam Lösungen und Kompromisse finden, um das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen. „Konsens und Kompromiss – das ist die große Stärke der Demokratie“, betonte Wüst, der auch Parteichef des mitgliederstärksten CDU-Landesverbands ist. Wüst würdigte die Zehntausenden, die bundesweit in diesen Tagen gegen rechts demonstrierten. Das zeige, dass es in der Mitte der Gesellschaft „eine breite Allianz“ gebe. Die schweigende Mehrheit melde sich zu Wort und zeige Flagge. Allen, die sich Extremisten in den Weg stellten und für die Werte des Grundgesetzes einstehen, sage er „Danke“.

Auslöser der seit mehreren Tagen andauernden Proteste ist ein Bericht des Medienhauses Correctiv über ein bis dahin nicht bekanntes Treffen von Rechtsradikalen in einer Potsdamer Villa vom 25. November. An dem Treffen hatten auch mehrere AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen.

Auch im Kreise der Ratinger Kirchengemeinden hat man damit gerechnet, dass es zu einem organisierten Protest kommen wird. So die Botschaft am Rande des Neujahrsempfangs von Bürgermeister Klaus Konrad Pesch.