Treppe hilft Fischen an der Auermühle
Rund um den Tierschutz sowie verschiedene Verordnungen und Vorschriften gab es eine lange Auseinandersetzung. Diese ist jetzt beendet. Das Projekt kostet 100 000 Euro.
Ratingen. Rein theoretisch könnten sie jetzt Treppen steigen — die Fische an der Auermühle. Wenn sie denn Beine hätten. „Die Fischtreppe ist fertig“, sagt Dirk Brüning, Pächter des dortigen Restaurants. Und damit endet auch ein fast vier Jahre währender Streit um Tierschutz, Verordnungen und Vorschriften. Als er vor einigen Jahren das traditionelle Mühlrad wieder in Betrieb nehmen wollte, kam die Auflage: Das geht nur, wenn es eine Fischtreppe gibt. Und da fing der Ärger um das Bauwerk an. Eigentlich wollten die Eigentümer der Auermühle, die Brüder Volker, Jörg und Torsten Doppstadt, nur das kaputte, im Jahr 2008 demontierte Wasserrad durch ein neues ersetzen. Eine Mühle ohne Rad sei schließlich keine Mühle, stellte Volker Doppstadt damals klar.
Doch da hatte er die Rechnung ohne zahlreiche Verordnungen und Gesetze gemacht. Denn alles, was mit Wasser und Mühlen zu tun hat, ist eine ziemlich komplizierte Sache. Zwar gab es auch noch andere Probleme, der Hauptaspekt lag aber auf der Fischtreppe. Was jahrelang kein Problem war, artete plötzlich zu einem Politikum aus, dass die Fraktionen im Rat der Stadt und im Kreistag beschäftigte.
Und selbst der damalige Ratinger Bürgermeister Harald Birkenkamp und Landrat Thomas Hendele schalteten sich in die Diskussion ein.
Damit genügend Wasser für das Wasserrad zur Verfügung steht, wurde die Anger an der Mühle mit einem kleinen Wehr gestaut. Eine Fischtreppe sei daher nötig, um es den Fischen zu ermöglichen, trotz des Wehrs flussaufwärts zu gelangen. Dass an der Mühle neben dem Wehr eine Art Umlaufgraben exisitierte, der die geforderte Durchlässigkeit ermögliche — und das trotz eines minimalen Höhenunterschiedes — interessierte nicht. Die Fischtreppe musste her.
Besonders ärgerlich: Während die öffentliche Hand für den Bau einer solchen „Treppe“ Fördermittel aus Töpfen der Europäischen Union hätte bekommen können, sollten die Doppstadts die Kosten für die Maßnahme komplett aus eigener Tasche zahlen — obwohl die exakten Besitzverhältnisse damals alles andere als eindeutig waren. Doch was lange währt, wird bekanntlich gut, der Streit wurde beigelegt. 100 000 Euro hat der Spaß gekostet. „Rund 85 Prozent davon werden gefördert“, erzählt Dirk Brüning.
Den Rest der Summe haben die Doppstadts aus eigener Tasche gezahlt und die Treppe dann mit allerlei spektakulärem Gerät zusammen mit dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband bauen lassen. Das sorgte übrigens in den gerade zuende gegangenen Osterferien für wahre Begeisterung in den sozialen Medien im Internet. So manch erwachsener Mann stand mit staunenden Augen vor den Spezialbaggern, die durch das Wasser der Anger wateten, um die Treppe fertigzustellen. Vor wenigen Tagen wurden die umfangreichen Arbeiten beendet.
Nun haben die Fische endlich ihre Treppe und die Auermühle ihr Mühlrad — und das kann jetzt sogar ganz offiziell grünen Strom produzieren.