Verdi in Ratingen Erzieherinnen im Streik: 13 Ratinger Kitas geschlossen

Ratingen · Verdi hatte auch in Ratingen zum Streik aufgerufen. Mehr als 80 städtische Mitarbeiter beteiligten sich am Dienstag daran. Auf dem Rathausvorplatz gab es eine Abschlusskundgebung.

Die Streikenden zogen über die Minoritenstraße zum Rathaus.

Foto: Achim Blazy (abz)

Bundesweit streikten am internationalen Frauentag Mitarbeiter im Sozial- und Erziehungsdienst. Auch in Ratingen trafen sich die städtischen Mitarbeiter im eingerichteten Streikbüro im Spanischen Zentrum am Stadionring. Von dort zogen die überwiegend weiblichen Beschäftigten – geschätzt mehr als 80 – über die Minoritenstraße zum Rathausvorplatz.

Hintergrund des Streiks ist, dass die erste Verhandlungsrunde am 25. Februar dieses Jahres in Potsdam zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) für die Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsdiensten vertagt wurde. Die Vorschläge zur Entlastung lehnten die Arbeitgeber ab. Zudem gebe es keine Bewegung bei den Vor- und Nachbereitungszeiten in der pädagogischen Arbeit, kritisiert die Gewerkschaft.

Wegen des Streiks waren gestern in Ratingen 13 der insgesamt 16 städtischen Kitas geschlossen. In den drei verbliebenen offenen Einrichtungen waren Notgruppen eingerichtet für die Kinder, deren Eltern keine andere Möglichkeit der Betreuung für ihre Kinder hatten, wie Gewerkschafterin Gesche Hansmeier aus Ratingen erklärte. Ein Teil der Eltern habe Verständnis für die Streikaktion der Erzieher, andere nicht, erklärte Hansmeier.

Trotz Krieges und Pandemie
für Streik ausgesprochen

Über die hohe Streikbereitschaft der städtischen Mitarbeiter war Stephanie Peifer erfreut. Trotz des Krieges und der Pandemie hätten sie sich nach sorgfältiger Abwägung für einen Streik ausgesprochen. Das hieß aber nicht, dass die Streikenden die weltpolitische Lage ausblendeten. Am Vorabend hatten sie blau-gelbe Schleifen gebastelt, die sie sich gestern ansteckten. Außerdem legten sie bei ihrer Protestaktion auf dem Rathausvorplatz eine Schweigeminute ein.

Bei den Forderungen an die Arbeitgeber geht es nicht nur um Geld, sondern vor allem um verbesserte Arbeitsbedingungen und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Auch in Ratingen suchen sowohl städtische Einrichtungen als auch kirchliche Kita-Träger Erzieherinnen. Doch nur wenn sich die Rahmenbedingen ändern, könnten auch wieder mehr Menschen für den Beruf des Erziehers gewonnen werden, so Gesche Hansmeier.

In ihrer Rede ging Stephanie Peifer nicht nur auf die Verdi Forderungen ein, sondern auch auf die hohen Anforderungen an das Kita-Personal. „Wie schon in der Flüchtlingsbewegung in 2015/2016 werdet ihr einen großen Beitrag leisten, um den geflüchteten Familien beizustehen und es Kindern trotz schwerer Kriegstraumata zu ermöglichen, eine neue Heimat zu finden. Das ist eine schwere Aufgabe, vor der ihr auch diesmal wieder steht. Ihr seid seit Jahren an der Belastungsgrenze. Zwei Jahre Pandemie haben die Belastung unermesslich gesteigert. Und nun tobt der grauenhafte Krieg mit großen Anforderungen an euch.“ Rund 60 bis 70 Prozent des Kita-Personals, so die Schätzungen von Gesche Hansmeier hätten sich bereits mit dem Coronavirus infiziert. Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern sollen am 21. März fortgeführt werden. Gibt es keine Annäherungen, gehen die Streiks weiter.