Viele leere Lokale an der Speestraße
In Lintorf gibt es Leerstand, einige Händler halten nicht lange durch: Besonders betroffen ist die Speestraße, einst das Prachtstück.
Ratingen. Michael Schwarz wirft einen sorgenvollen Blick die Speestraße entlang: „Lintorf wird immer mehr zur Schlafstadt“, sagt der Gastronom, der seit rund fünf Jahren im Herzen der einstigen Einkaufsmeile das Haus Merks betreibt. Davon, dass die Hauptstraße des Ortsteils einst mal als die Kö von Ratingen bezeichnet wurde, weil dort so viele hochwertige Modegeschäfte beheimatet waren, ist im Frühjahr 2016 nur noch wenig geblieben.
Die Leerstände werden immer mehr, so Schwarz: „Das Tierfuttergeschäft hat gerade geschlossen, und auch der Fotoladen macht Schluss.“ Nur wenige Meter entfernt, am ohnehin gebeutelten Konrad-Adenauer-Platz, ändert sich schon wieder etwas. Das türkische Feinkostgeschäft macht nach nicht einmal einem Jahr dicht. Helga Krumbeck, Vorsitzende der Werbegemeinschaft, betonte zuletzt: „Geschäftsaufgaben sind normal, das ist nichts, was uns Sorgen machen sollte.“ Schwarz kann dem nicht ganz zustimmen: „Lintorf verliert zunehmend an Attraktivität als Einkaufsstandort.“
Ein Baustein, der dazu beiträgt, ist seiner Meinung nach auch die Verkehrssituation auf der Speestraße: „Eigentlich gilt hier Tempo 30, der Schwerlastverkehr darf nicht über die Speestraße fahren. Doch beide Vorschriften werden häufig ignoriert. Darunter leidet die Verweilqualität. Um das zu wissen, müssen wir uns nur die Zahlen auf unserer Terrasse ansehen“, ärgert sich der Gastronom und fordert, dass hier mehr kontrolliert wird: „Dann halten sich die Menschen auch wieder lieber auf der Speestraße auf.“
Allerdings würden auch die Aufenthaltsqualität nichts daran ändern, dass der Einzelhandelsstandort eine — positiv ausgedrückt — übersichtliche Vielfalt aufweist. Bäcker, Friseure und andere Dienstleister machen den Großteil der Mieter aus. Schwarz betont: „Mir ist unklar, warum so viele Vermieter lieber leere Flächen in Kauf nehmen als den kleinen Einzelhandel zu fördern. Die Preise, die hier mittlerweile aufgerufen werden, können sich fast nur noch Ketten leisten.“ Leise Kritik übt der Gastronom an der Werbegemeinschaft: „Aus meiner Sicht war es ein Fehler, das Weinfest auf den Schützenplatz zu verlegen. Der verkaufsoffene Sonntag war mit dem Weinfest im Ortskern immer sehr erfolgreich. Aber wer jetzt das Weinfest besucht, läuft nicht vom Thunesweg auf die Speestraße, um am verkaufsoffenen Sonntag zu shoppen.“ Das Schmücken des Drupnas-Parks findet er toll: „Aber ob das die Attraktivität des Handelsstandortes fördert, bezweifle ich leider.“
„Wir müssen an einem Strang ziehen. Eigeninitiative ist in Gastronomie und Handel unerlässlich.“ Für Schwarz und seinen Betrieb hat die Veränderung an der Speestraße Folgen, auch wenn er mit dem Standort in der alten Kotte, dem ältesten Gebäude an der Speestraße, nach wie vor zufrieden ist: „Mittlerweile geht es vor allem um Gäste, die auf eine schnelle Tasse Kaffee oder ein schnelles Mittagessen rein kommen. Bummelnde Passanten gibt es ja kaum noch.“ Bleibt die Frage, was sich Schwarz wünscht: „Ein Herrenausstatter wäre toll.“