Vorschulkinder präsentieren Musical

Fünf katholische Kindertagesstätten gestalten ein besonderes Stück in der Stadthalle. Der Titel lautet „Fremde werden Freunde“.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Es hat sich nicht viel geändert: Hier sind die, die sich kennen. Und da sind die Fremden. Manchmal sind die auch noch hinter einer Mauer. Aber dann wird gesungen, es schweben die Seifenblasen — und es soll Frieden werden. Wie schön, wenn es so ablaufen könnte. Wie gut, dass es immer wieder versucht wird. In Ratingen soll der Versuch noch einmal dargestellt werden: 90 Jungen und Mädchen treten auf beim Musical „Fremde werden Freunde“.

Die kleinen Sängerinnen und Sänger, die im nächsten Jahr eingeschult werden, besuchen zur Zeit noch die ältesten Gruppen der katholischen Kindertagesstätten an der Turmstraße, am Grashofweg in Homberg, an Herz Jesu, bei der Liebfrauenschule und in der Einrichtung der Caritas neben der St. Suitbertus-Kirche.

Und nun singen und spielen sie, seit Anfang des Jahres in ihren Gruppen, jetzt schon mal auf der Bühne der Stadthalle. Das Stück ist vor 25 Jahren von den Musikern Reinhard Horn und Rolf Krenzer geschrieben worden. Die Ratinger Erzieherinnen wiederum nahmen im vergangenen Jahr an einer Fortbildung teil, bei der es um musikalische Angebote für den Nachwuchs ging, so dass sich der Schluss fast von selbst ergab, das Horn-Musical hier einzustudieren und aufzuführen. Sein Inhalt in groben Zügen: Es ist die Geschichte von den Kindern in Gelbland und in Blauland. Eines Tages herrscht in Gelbland Krieg, und alle Gelbländer flüchten nach Blauland. Irgendwann wird es den Blauländern zu viel: zu viel Gelb, zu viele Fremde.

Sie beschließen, eine Mauer um die Gelben zu bauen, eine sehr hohe Mauer. Wie die Kinder die Mauer überwinden, wird dann erzählt. Reinhard Horn ist Gewinner des Deutschen Rock- und Pop-Preises 2015 in der Kategorie „Bestes Kinderliederalbum“ mit seiner CD „Weihnachten unterm Sternenzelt“. Wenngleich es schon ein großes Projekt war — weil fünf Tagesstätten einbezogen wurden — so ließ es sich praktisch gut verwirklichen: Mauern kann man aus Kartons bauen und die dann wieder abreißen, Blau- oder Gelbländer-Kleidung mit entsprechenden T-Shirts darstellen. Die später (in den Friedenszeiten des Musicals) erforderlichen grünen Umhänge wurden von Eltern hergestellt.

Die Aktualität des Stücks ist aber ungebrochen. Seine Botschaft sicherlich für fast Sechsjährige durchaus verständlich. Spannend ist darüber hinaus, dass in den teilnehmenden katholischen Kindergärten Jungen und Mädchen aus rund 60 Nationen zusammen spielen, lernen, miteinander umgehen. Da dreht es sich nicht nur um Fremdheit und Vertrautheit, wenn Flüchtende ein neues Zuhause suchen. Und da fragt dann auch einmal ein Ratinger Kind ein anderes, ein neues Kind in der Gruppe, ob es da gerade Arabisch gesprochen habe. „Nein, das war Griechisch.“ So einfach kann das Leben sein.

„Da Pastor Daniel Schilling die Finanzierung der Musical-Aufführung unbürokratisch regelte, kann der Erlös ungeschmälert Projekten für Flüchtlinge in Ratingen und auch dem Verein Archemed — Ärzte helfen Kindern in Not — zu Gute kommen“, erklärt Hedwig Bussmann, die das Vorhaben koordiniert hat.

Das Geld, das in Ratingen bleibt, wird für Jungen und Mädchen aus Flüchtlingsfamilien im vorschulischen Alter verwendet.